Nutzen und Schaden stark verbilligter Fahrscheine
28.10.13 (Bayern, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld
Man fragt sich schon, ob das wirklich lohnenswert ist, wenn Mitarbeiter von DB Sicherheit klischeehaft, womöglich noch mit langen Mänteln, Hüten und Sonnenbrillen, Reisegruppen observieren um zu gucken, ob die Mitfahrer auf dem Bayernticket die ganze Fahrt über dieselben sind oder nicht. Viel einfacher wäre es, wenn man gleich am Anfang die Namen aller Personen, die über das Ticket fahren, eintragen müsste, aber im Moment reicht ein Name. Damit wäre man das Problem relativ schnell los und man bräuchte Diskussionen dieser Art nicht zu führen.
Statt das naheliegende zu tun, wird so ein Aufwand betrieben. Natürlich darf man jetzt nicht sagen, dass dies die Blüten sind, die in hochgradig subventionierten Wirtschaftssektoren von Natur aus getrieben werden, das wäre ja neoliberal. Einem Zeitungsbericht zufolge plant man das bei der Deutschen Bahn – denn ob der Aufwand tatsächlich den Nutzen rechtfertigt, dürfte mehr als fragwürdig sein. Eine halbe Million Euro Schaden im Jahr? Mehr als wilde Spekulation sind solche Summen nicht. Stattdessen sollte man sich einmal grundsätzlich Gedanken über Kosten und Nutzen solcher stark verbilligten Fahrscheine machen. Dadurch, dass sie im Regelfall erst ab 9 Uhr morgens gelten, also nach dem Berufsverkehr, sind sie dazu geeignet, die Spitzenlastigkeit öffentlicher Verkehrsmittel zu entzerren: Wer ab 9 Uhr von München nach Würzburg fahren kann, der tut das nach Möglichkeit auf dem Bayernticket, denn das Sparpotential ist enorm.
Dafür hat man Reisende ohne Termindruck aus der Frühspitze raus und bringt sie in einem Teil des Tages unter, an dem gewöhnlich heiße Luft durch die Gegend gefahren wird. Auch am Wochenende sind es oft wahre Horden, die auf dem ähnlich gelagerten Wochenendticket für kleines Geld quer durch Deutschland fahren. „Für diesen Preis kriegt man ein Auto nicht bewegt“ heißt es dann selbst bei den Leuten, die nur auf die Out-of-Pocket-Kosten gucken, weil die Fixkosten ja „sowieso bezahlt werden müssen“. Denn auch das sei gesagt: Einzelfahrscheine sind gerade für Gelegenheitsfahrer besonders teuer, erst recht wenn es über die Verbundgrenzen hinausgeht. Vor allem wenn man mit mehreren Leuten fährt: Für eine vierköpfige Familie ist eine Zugfahrt im Normalpreis auch im Regionalverkehr total unwirtschaftlich, es sei denn, man greift auf solche Angebote zurück. Das hält die Kosten im Rahmen und bringt somit Leute auf die Schiene, die unter anderen Umständen aus wirtschaftlichen Gründen mit dem Auto fahren würden.
Statt reflexartig nach exorbitanten Straßenbenutzungsgebühren zu rufen, sind solche Ansätze ein richtiger Punkt und der Erfolg gibt den Ländertickets recht, gerade auch im von Ausflugsverkehr und Tourismus geprägten Freistaat Bayern. Trotzdem muss man sich stets vor Augen halten, dass Fahrscheine dieser Art von den Normalzahlern subventioniert werden: Von denen, die schon morgens um 7 mit dem teuren Monats-ticket fahren. Aber sei´s drum: Eine Auslastungssteuerung funktioniert genau so. Die Nutzung von Verkehrsraum und -fläche ist ein knappes Gut; Angebot und Nachfrage regeln den Preis.