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RMV schreibt Vertriebsleistungen aus

03.05.16 (Hessen) Autor:Stefan Hennigfeld

Was im Bereich der Verkehrserbringung schon seit Jahren gang und gäbe ist, wird nun auch im Vertriebssektor zum Alltag: Der Rhein-Main-Verkehrsverbund hat seine Vertriebsleistungen ausgeschrieben. Den personenbedienten Verkauf konnte DB Vertrieb für sich entscheidend, während der Automatenvertrieb von Transdev übernommen wird.

In insgesamt neun Losen wurde im Rahmen einer Vergabe mit vorgeschaltetem europaweitem Teilnahmewettbewerb der Vertrieb über knapp 60 personenbediente Vertriebsstellen, rund 600 Fahrkartenautomaten sowie die Abonnementverwaltung für einen Zeitraum von acht Jahren beginnend ab dem Jahr 2018 vergeben.

Der Zuschlag für alle Lose im Vertrieb über personenbediente Vertriebsstellen wurde dabei an die DB Vertrieb GmbH erteilt, der Zuschlag für alle Lose im Vertrieb über stationäre Fahrkartenautomaten sowie die Abonnementverwaltung erfolgte an die Transdev GmbH. „Das ist ein großer Erfolg für uns, zumal der Wettbewerb bei Vertriebsleistungen im Bus- und Bahnbereich erst zögerlich anläuft“, freut sich Christian Schreyer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Transdev GmbH.

„Wir werden zeigen, dass auch beim Ticketvertrieb der Wettbewerb im Sinne der Kunden ist und der Fahrkartenverkauf nicht zwangsläufig von einem Monopolisten betrieben werden muss.“ Bei Transdev geht man davon aus, dass die von den Verkehrsleistungen getrennte Vergabe von Vertriebsleistungen künftig immer häufiger erfolgen wird. Aus diesem Grund hat man die Transdev Vertrieb GmbH gegründet, die sich auf diesen Bereich spezialisieren wird.

Die Folgen bei DB Vertrieb werden derzeit geprüft. Das Unternehmen weist darauf hin, dass betriebsbedingte Kündigungen aufgrund des Demographie-Tarifvertrages ausgeschlossen sind. Durch den Gewinn der Lose im personenbedienten Vertrieb wird die Anzahl der heute betriebenen Verkaufsstellen weitgehend gleich bleiben, wobei sich die Standorte und Vertriebsformate teilweise ab 2018 gegenüber heute ändern werden.

„Wir freuen uns, dass wir alle vier Lose für den personenbedienten Vertrieb gewonnen haben. Bei aller Erleichterung hierüber trifft uns allerdings der vollständige Verlust des Automaten- und des Abovertriebs für die RMV-Kunden hart“, sagt Uwe Blumenstein, Leiter Regionale Vertriebsleitung West. Neben klassischen Eisenbahnunternehmen dürfte der Vertriebsmarkt im SPNV zukünftig auch für Reiseveranstalter und andere Vertreter der Touristikbranche interessant werden.

DB Vertrieb hat dabei zwar die Möglichkeit, auf die eigenen Reisezentren zurückzugreifen, die teilweise aus den Schalterhallen der alten Bundesbahn hervorgegangen sind, doch gerade hier hätten auch Reisebüroketten ihre Vorteile: Sie könnten ebenfalls auf bestehende Vertriebsinfrastrukturen zurückgreifen und somit auch ohne viel Aufwand personenbediente Verkaufsstellen eröffnen. Insgesamt ist davon auszugehen, dass der Vertriebsmarkt in den kommenden Jahren an Dynamik hinzugewinnt.

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