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Warum TraffiQ so ein Erfolg ist

20.01.14 (Hessen, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

In Frankfurt werden tatsächlich Berichte erstellt. Und nicht nur einfach, weil es irgendeine gesetzliche Regelung vorschreibt, sondern der dortige Aufgabenträger TraffiQ geht mit einer Ernsthaftigkeit an die Sache ran, die in den meisten anderen Regionen Deutschlands kaum vorstellbar wäre. Ein Aufgabenträger ist eben nicht nur dafür da, Gelder an das Verkehrsunternehmen weiterzuleiten und alle zehn Jahre die Inhouse-Vergabe abzunicken, sondern ein angemessenes Controlling gehört zu den originären Zuständigkeiten. Man könnte jetzt etwas flachsig sagen, dass in ein privatisiertes Unternehmen ganz anders Zug reinkommt, weil der Eigentümer Geld verdienen muss, während die öffentliche Hand von Natur aus zu Misswirtschaft neigt.

Das mag etwas zu einfach sein, ist jedoch nicht grundsätzlich falsch. Vor einiger Zeit wurde in Frankfurt groß diskutiert, dass ein Busunternehmen mit Ausfällen zu kämpfen hat, weil es Personalmangel gibt. Ein Thema, das dem geneigten Leser aus dem SPNV bundesweit bekannt vorkommen dürfte. Als ein kommunaler Betreiber im mittleren Ruhrgebiet letztes Jahr ohne Vorwarnung und „bis auf weiteres“ plötzlich nach Ferienfahrplan gefahren ist, weil nicht genügend Fahrpersonal vorhanden war, hat sich niemand dafür interessiert. Da musste man halt mit leben und auch deren Aufgabenträger / Gesellschafter, die Stadt, hat keinerlei Maßnahmen ergriffen oder ergreifen können, um ökonomischen Druck auf den Schlechtleister auszuüben. Es ist die Doppelfunktion der Gebietskörperschaft, die das Problem ausmacht. Als Aufgabenträger ist sie eigentlich an guten Leistungen interessiert, als Gesellschafter des Unternehmens ist man jedoch gleichzeitig auch dessen Wohl verpflichtet. Dass man in Hessen diese verkrusteten Strukturen aufgebrochen hat, um für Qualität und Leistung zu sorgen, ist gerade im Rückblick zu würdigen.

Mit der Privatisierung der Verkehrsleistungen werden im übrigen nicht nur Gewinne, sondern auch Risiken an die privaten Unternehmen abgewälzt: Natürlich stellen auch kommunale Unternehmen Wirtschaftspläne auf, aber wenn die nicht reichen, muss der Gesellschafter nachschießen. Zwangsweise, weil ansonsten eine Insolvenz drohen würde, was die Gebietskörperschaft in ihrer Eigenschaft als Gesellschafter vermeiden will. Werden die Leistungen aber extern vergeben, hat man langfristige Planungssicherheit, Fehlkalkulationen muss der Betreiber auf die eigene Kappe nehmen.

Doch der letzte große Schritt fehlt auch in der Mainmetropole noch: Die wettbewerbliche Vergabe von Stadtbahnleistungen. Das ist möglich, es gibt keinen Grund, wieso bestimmte Stadtbahnleistungen „nur vom kommunalen Eigenbetrieb“ veranstaltet werden könnten. Im Gegenteil: Das im VRR geplante Lebenszyklusmodell, das den Einsatz derselben Züge über die gesamte Lebensdauer unabhängig vom Betreiber vorsieht, ist wie gemacht für den kommunalen Schienensektor. Die gesamte Anschaffungsproblematik wäre damit gelöst und es hätte endlich auch hier wirtschaftlich sinnvolle und qualitativ kontrollierbare Vertragslagen. Mögen die Hessen ihren Mut nicht verlieren und bald auch diesen Weg gehen.

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