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DB AG: Schlechte Jahresbilanz, neue Vorstandsverträge

29.03.21 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Deutsche Bahn AG schließt das Geschäftsjahr 2020 mit einem operativen Verlust von 2,9 Milliarden Euro ab. Strittig ist dabei, inwieweit die Ursachen bei der Covid-19-Pandemie und deren Auswirkungen zu suchen sind und inwieweit man es mit strukturellen Problemen des Konzerns, seiner Kostenstrukturen und seiner Ausrichtung zu suchen sind. Noch im Jahr 2019 hatte die DB Fahrgastrekorde und ein deutlich positives Ergebnis verzeichnet (EBIT bereinigt 2019: 1,8 Milliarden Euro).

Auch der Start ins Jahr 2020 verlief positiv. Dann blieben mit der Pandemie Millionen Reisende zu Hause und die Gütermengen nahmen ab. Vom operativen Verlust (EBIT bereinigt) in Höhe von 2,9 Milliarden Euro im Jahr 2020 fuhr der Fernverkehr allein 1,7 Milliarden Euro ein. Hinzu kommen unter anderem negative außerordentliche Effekte in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Sie sind vor allem auf eine bereits aus dem ersten Halbjahr 2020 bekannte Sonderabschreibung bei der DB-Tochter Arriva zurückzuführen.

Unter Einbeziehung von Zins- und Finanzergebnis sowie Steuern ergibt sich dann ein Nachsteuerverlust von 5,7 Milliarden Euro. Der Umsatz des DB-Konzerns sank gegenüber 2019 um 10,2 Prozent auf 39,9 Milliarden Euro. Entsprechend geht man davon aus, bereits im Jahr 2022 wieder schwarze Zahlen zu schreiben und zurück in die Gewinnzone zu fahren.

Die Verbände der Wettbewerbsbahnen haben hier aber andere Ansichten. Sie fordern den Aufsichtsrat auf, vor der Genehmigung des Jahresabschlusses die Frage, inwieweit die Ursachen wirklich auf die Covid-19-Pandemie zurückzuführen sind, von externen Gutachtern prüfen zu lassen. Auch die Bundesnetzagentur müsse die Finanzströme im Konzern beurteilen. Diese hatte für die deutlich über die DB hinausgehende Bahnbranche Gesamtschäden von „nur“ 2,5 Milliarden Euro ermittelt. Weiterhin müsste ein starker Aufsichtsrat endlich den Weg frei machen für die Akzeptanz unvermeidlicher Auflagen im Gegenzug für staatliche Beihilfen.

Mofair-Geschäftsführer Matthias Stoffregen: „Gewaltige 7,125 Milliarden Euro an geplanten Eigenkapitalzuführungen für das Staatsunternehmen hängen in der Schwebe. Für dringend notwendigen Strukturveränderungen wie dem Abbau des Overheads gibt es keinen Plan, nur Beschwörungen, dass es irgendwie besser werden soll. Guten Gewissens kann der Aufsichtsrat eigentlich keinen Jahresabschluss billigen.“

NEE-Vorstandsvorsitzender Ludolf Kerkeling ergänzt: „Das seit Monaten anhängige EU-Beihilfeverfahren für eine exklusive Corona-Hilfe des Bundes an die DB muss abgebrochen werden, es sei denn, der Aufsichtsrat oder das Bundesverkehrsministerium bekommen doch noch Klarheit im Zahlenwirrwarr und wettbewerbsneutrale Lösungen hin.“

Eine andere Ansicht hat die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Diese fordert den Bund auf, jetzt endlich zu handeln und die Summe von fünf Milliarden Euro für den Konzern kurzfristig freizugeben. Darüber hinaus erteilt man möglicherweise wieder aufflammenden Debatten zur Trennung von Infrastruktur- und Verkehrssparten eine klare Absage. „Ohne eine integrierte Bahn sind alle Pläne zum Klimawandel nicht umsetzbar und tausende Arbeitsplätze wären gefährdet“, heißt es in einer Pressemeldung der Gewerkschaft. Eine nähere Begründung findet sich für diese These nicht.

Die Verträge des gesamten Vorstandes sind allerdings verlängert worden, nachdem diese im kommenden Jahr ausgelaufen wären. Der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz und Personenverkehrsvorstand Berthold Huber erhielten Verträge bis Ende März 2027. Der Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla erhält einen verkürzten Vertrag bis Juli 2025. Der 1959 geborene Pofalla wird mit dann 66 Jahren in den Ruhestand eintreten.

Bereits Mitte Februar hatte die DB mitgeteilt, dass Sabina Jeschke, Vorständin für Digitalisierung und Technik, das Unternehmen im Mai auf eigenen Wunsch und im besten freundschaftlichen Einvernehmen verlassen wird. Die gebürtige Schwedin begründete ihre Entscheidung damit, sich künftig stärker in die Start-up-Szene – vor allem auf internationaler Ebene – und in Hightech-Entwicklungen einbringen zu wollen.

Sowohl Richard Lutz als auch der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Odenwald brachten erneut ihr Bedauern über Jeschkes Abgang zum Ausdruck. Damit ist die Konzernspitze für die kommenden Jahre, die ganz im Zeichen der Restrukturierung und der Überwindung der Pandemiefolgen stehen werden, aufgestellt. Nun gilt es, sich den Aufgaben zu stellen.

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