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Busse und Bahnen bleiben das Rückgrat unserer Gesellschaft

18.03.21 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn über neunzig Prozent der Zeitkarteninhaber im VRR trotz der Covid19-Pandemie ihre Karten nicht kündigen, dann zeugt das einerseits von der Qualität des Angebots, andererseits aber auch von der Relevanz öffentlicher Verkehrsmittel. Überlegungen des Jahres 2020, dass man auch Busse und Bahnen zeitweise ganz in den Depots lassen soll, wirken in der Rückschau nun besonders grotesk. Gerade wenn man bedenkt, dass es eine nicht geringe Zahl an Arbeitnehmern gibt, die eben nicht einfach in die Heimarbeit wechseln können.

Nehmen wir einfach mal die Müllmänner, die unsere Abfälle regelmäßig entsorgen. Die Leute müssen ja irgendwie zur Arbeit kommen, so sie aus irgendeinem Grund nicht mit dem Auto fahren können. Wie es in Städten aussieht, wenn wirklich mehrere Wochen der Müll nicht abgeholt wird, kann man in Geschichten über längere Streiks im öffentlichen Dienst sehen. Kurz gesagt: Für die Pandemiebekämpfung ist die regelmäßige Müllabfuhr unerlässlich.

Oder was ist mit Ärzten und Apotheken, die dazu beitragen, dass Menschen mit Krankheiten geheilt und medikamentös versorgt werden? Ganz zu schweigen von den Gesundheitsämtern, die die aktuellen Fallzahlen bearbeiten und die Corona-Tests auswerten: Das kann man nicht von zuhause aus machen. Hierfür bleibt der öffentliche Nahverkehr unerlässlich. In den letzten Wochen gab es immer wieder Meldungen, dass auch die Verkehrsunternehmen ganz gezielt die Impfzentren anfahren.

Wie soll man denn die oberste Prioritätengruppe über achtzig zum Impfen kriegen, wenn die Busse und Bahnen nicht fahren? Ganz im Gegenteil, in der Krise zeigt sich, wie wichtig der öffentliche Verkehr ist und nicht umsonst spricht VRR-Vorstand José Castrillo von „Systemrelevanz“. So richtig es ist, die Nutzung zu vermeiden und zuhause zu bleiben, wenn es geht, so sehr muss man sich aber auch versorgen können.

Und auch wenn die Senioren heute öfter mit dem eigenen Auto unterwegs sind als früher, so muss auch die Busverbindung zum Supermarkt bestehen bleiben. Auch dann, wenn immer mehr Menschen statt mit ihren konventionellen Fahrscheinen mit der App fahren: Das digitale Next-Ticket ist wieder da und erleichtert gerade Wenigfahrern die Nutzung.

Man braucht keine komplexen Tarifsysteme zu kennen, sondern loggt sich einfach ein und aus, ganz einfach. Das fortzuschreiben ist Teil des Digitalisierungsprozesses in unserer Gesellschaft, der auch Busse und Bahnen betrifft. Das hat auch nichts mit der Covid19-Pandemie zu tun, sondern ist ein Fortschritt, der aus gutem Grund stattfindet.

Denn es wird wieder eine Normalität geben, ganz gleich ob man das Fahrgast- und Umsatzniveau des Jahres 2019 nun 2022 oder 2025 erreichen wird, irgendwann steigen dann die Zahlen wieder. Immer mehr Menschen gehen in die Heimarbeit und vielleicht dämpft das das langfristige Wachstum etwas. Aber die Werte werden wieder in die Höhe gehen. Deshalb sollte man die jetzige Situation auch als Chance betrachten: Einmal durchatmen und die steigenden Fahrgastzahlen ohne Stress vorbereiten.

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