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VRR: Rückblick auf das Coronajahr 2020

18.03.21 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Ganz im Zeichen der Covid19-Pandemie stand das vergangene Jahr auch beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR (VRR), dem größten SPNV-Aufgabenträger in der Europäischen Union. Doch auch in diesen Krisenzeiten hat man sich mit den üblichen Themen der Qualitätssicherung auseinandergesetzt. Die durchschnittliche Verspätung blieb mit einer Minute und dreißig Sekunden konstant zum Vorjahr. Allerdings zeigten sich im Jahresverlauf und auch abhängig von den betroffenen Linien deutliche Unterschiede.

„Vor allem Linien, die sich Trassen mit dem Güter- oder Fernverkehr teilen, in hoch belasteten Korridoren oder über eine schlechte Infrastruktur verkehren, waren 2020 verspätet – ein Trend, den wir bereits seit vielen Jahren beobachten“, erklärt Ronald Lünser, Vorstandssprecher des VRR. Auch ein Sturm im Februar 2020 und die Auswirkungen eines LKW-Brandes auf der A40 unter Eisenbahnbrücken in Mülheim an der Ruhr ließen die Verspätungen im Regionalverkehr steigen.

S-Bahnen sind weiterhin die pünktlichsten Linien im VRR: Die Quote der weniger als vier Minuten verspäteten Fahrten liegt bei 91,6 Prozent. Bei den RE-Linien sind 87,8 Prozent und bei den Regionalbahnen 89,4 Prozent aller Züge gar nicht oder nur leicht verspätet. Nicht berücksichtigt sind hier Verspätungen aufgrund von Baustellen, die noch immer ein entscheidendes Problem sind: Sowohl bei Verkehrsbeeinträchtigungen als auch bei der Finanzierungslage der sieben im Verbundraum tätigen EVU.

Jede zehnte Zugfahrt fiel baustellenbedingt aus – erstmals überhaupt gab es im Jahresverlauf über tausend Baumaßnahmen. Reisende waren 2020 ein wenig zufriedener mit dem Regionalverkehr im VRR – das zeigen Fahrgastbefragungen aus dem Jahr. Über alle Linien ergab sich eine Durchschnittsnote von 2,2, angelehnt an das gängige Schulnotensystem mit einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 6 (sehr unzufrieden). Dies entspricht einer marginalen Steigerung um 0,05 Notenpunkten im Vergleich zum Jahr 2019. Die Spanne zwischen dem beliebtesten und dem unbeliebtesten Betreiber beträgt nur noch 0,18 Notenpunkte.

„Wie zufrieden Fahrgäste mit einer Linie sind hängt entscheidend davon ab, wie zuverlässig sie ist, wie pünktlich sie beispielsweise unterwegs ist und inwieweit es zu Ausfällen kommt“, betont Ronald Lünser. In der Gunst der Fahrgäste lag Abellio vorne. Der Betreiber Nordwestbahn belegt wie bereits im Vorjahr den letzten Platz. 2020 beurteilten speziell geschulte Testkunden die Anlaufstellen des neuen Vertriebsdienstleisters im SPNV, der Transdev Vertrieb GmbH.

Die Qualität wurde in unterschiedlichen Standards gemessen: Die für Fahrgäste sehr wichtige Fachkompetenz der Mitarbeiter wurde ebenso überprüft wie die Wartezeit an den Serviceschaltern. Die fachliche Beratung wies grundsätzlich Mängel auf. Die Qualität der Vertriebsdienstleistungen war in Wuppertal-Oberbarmen am besten, in Grevenbroich hingegen am schlechtesten. Doch auch die Fahrgastrückgänge und die damit verbundenen Einnahmeausfälle prägten das Bild.

Die Einnahmeausfälle von 233,5 Millionen Euro, bei ursprünglich erwarteten Verkehrserträgen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro, konnten durch die von Bund und Land zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel im Rahmen des Corona-Rettungsschirms aufgefangen werden. Dadurch war die Finanzierung des ÖPNV im VRR für das Jahr 2020 gesichert. 94 Prozent der Zeitkarteninhaber sind dem VRR treu geblieben.

„Ein deutlicher Vertrauensbeweist in den ÖPNV, über den wir uns sehr freuen“, so VRR-Vorstand José Castrillo. „Der Nahverkehr in Deutschland ist systemrelevant und auch in dieser Krise leistungsstark. Die Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen bei den Verkehrsunternehmen im VRR, ange-fangen bei Hygienekonzepten, Fahrzeugumbauten, erhöhten Reinigungsintervallen bis hin zum stabilen Betrieb haben gezeigt, dass die Branchengemeinschaft selbst in Krisenzeiten im Sinne der Fahrgäste funktioniert“, so Castrillo weiter.

Welche wesentlichen Einflüsse Corona auf die ÖPNV-Nutzung hat, haben der VRR und auch der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) seit Ausbruch der Pandemie regelmäßig unter-sucht. So ist zu erkennen, dass die Wahl des Verkehrsmittels zu Ungunsten des ÖPNV mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch im Jahr 2021 fortwirkt. In verschiedenen Modellen geht man davon aus, dass das Niveau des Jahres 2019 erst Mitte der 2020er Jahre wieder erreicht werden kann, je nachdem wann die Normalität ins Alltagsleben der Menschen zurückkehren wird.

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