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Bundesländerranking zum Verkehr veröffentlicht

06.11.20 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Die 16 Bundesländer liegen laut einer wissenschaftlichen Studie bei der Nachhaltigkeit im Verkehr weit auseinander. Das ermittelte das Forschungsinstitut Quotas im Auftrag von Allianz pro Schiene, dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR).

Auch die Spitzenreiter weisen erhebliche Mängel auf: Baden-Württemberg erreichte in dem Ranking mit relativ guten Werten bei Verkehrssicherheit, Lärm und Flächenverbrauch den ersten Platz beim Bundesländerindex Mobilität & Umwelt. Mit 65 von 100 möglichen Punkten lässt Baden-Württemberg das zweitplatzierte Thüringen knapp und Rheinland-Pfalz auf Rang drei deutlich hinter sich.

Allerdings weisen auch die Spitzenreiter bei zentralen Umweltschutz- und Sicherheitsthemen große Defizite auf. Bayern landete mit nur 39 Punkten auf dem 16. und letzten Rang, noch hinter Schleswig-Holstein und Hamburg. Der Freistaat ist intransparent bei den verkehrsbedingten Klimabelastungen und schneidet auch bei Luftqualität und Flächenverbrauch schlecht ab.

Den Bundesländerindex ermittelten die Wissenschaftler anhand der fünf Kategorien Klimaschutz, Luftqualität, Verkehrssicherheit, Lärmminderung und Flächenverbrauch. Beim Klimaschutz im Verkehr liegt Hamburg vorne. Der Stadtstaat hat als einziges Bundesland seinen Kohlendioxid-Ausstoß seit 1990 bislang soweit reduziert, um mit diesem Tempo beim Abbau der Treibhausgas-Emissionen das von der Bundesregierung angestrebte Minus von 40 bis 42 Prozent bis 2030 erreichen zu können.

Alle anderen Länder reißen die Grenzwerte für den Abbaupfad, den das Klimaschutzziel der Bundesregierung vorgibt – und dies zum Teil deutlich. Hamburg hat sich sogar mit einer Senkung um 45 Prozent ein noch ehrgeizigeres, eigenes Ziel gesetzt. Bayern wiederum verzichtet auf ein Klimaschutzziel für den Verkehr und gibt auch keine CO2-Verursacherbilanz für den Sektor heraus.

Deutschlandweit ist der Verkehr das Sorgenkind des Klimaschutzes und kann als einziger Sektor seit 1990 keine nennenswerten Fortschritte bei der Reduktion von Treibhausgas-Emissionen vorweisen. Hamburg glänzt allerdings nur beim Klimaschutz und landet beim Index insgesamt auf dem drittletzten Platz. Das liegt auch an der schlechten Luftqualität in der Hansestadt, die in dieser Kategorie das Schlusslicht bildet.

Die Elbmetropole belastet ihre Einwohner mit der höchsten städtischen Stickstoffdioxid-Konzentration und der zweithöchsten Feinstaub-Menge in Deutschland. Besonders sauber ist die Luft in Thüringen. Der Spitzenreiter bei diesem Kriterium hielt die Grenzwerte beim Stickstoffdioxid im Jahresmittel an allen Messstationen ein und kommt bei der Minderung der Schadstoffbelastung gut voran.

Bei der Verkehrssicherheit sticht Baden-Württemberg positiv hervor. Eine erfreuliche Entwicklung zeigt sich nicht nur bei den Getöteten im Straßenverkehr. Auch die Zahl der Schwerverletzten pro eine Million Einwohner sank zwischen 2014 und 2019 von 890 auf 730. Das entspricht einer Reduzierung um 18 Prozent und stellt die größte Verbesserung aller Länder dar.

Keinerlei Fortschritte erreichte Schlusslicht Sachsen, das inzwischen mit 1005 Schwerverletzten pro eine Million Einwohner den dritthöchsten Wert unter allen Bundesländern vermeldet. Weit liegen beide Länder auch politisch auseinander. Baden-Württemberg hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, die Verkehrstoten bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 2010 zu mindern. Sachsen hat außer der Vision Zero kein eigenes Landesziel formuliert.

Hamburg schneidet auch bei der Lärmminderung schlechter ab als alle anderen Bundesländer. Mit über sieben Prozent ist der Anteil der von Verkehrslärm betroffenen Menschen an der Gesamtbevölkerung der zweithöchste in ganz Deutschland. Nur in Berlin geht es – mit einem Anteil von neun Prozent – noch lauter zu. Hamburg aber bekommt ebenfalls schlechte Noten für seine politische Strategie.

Die Landesregierung strebt zwar an, die Gruppe der von Verkehrslärm geplagten Einwohner zu verkleinern, belässt es aber bei dem allgemeinen Bekenntnis und macht keine konkreten Angaben. Wie es gehen kann, führt Baden-Württemberg vor. Die Landesregierung in Stuttgart hat sich konkrete, nachprüfbare Ziele gesetzt. So soll die Gruppe der von Verkehrslärm Betroffenen bis 2030 um die Hälfte schrumpfen. Schon heute liegt Baden-Württemberg hier im vorderen Mittelfeld – weniger als drei Prozent der Bevölkerung wird durch Verkehrslärm geplagt – Tendenz stark schrumpfend.

Siehe auch: Die Länder stehen im Wettbewerb

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