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Sensation: Mehdorn wird wieder Bahnchef

01.04.19 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Zu einer spektakulären Wende an der Spitze der Deutschen Bahn kam es bei der Vorstellungs der Jahreszahlen letzte Woche. Richard Lutz wurde überraschend das Vertrauen entzogen, nachdem er auf der fraglichen Pressekonferenz mit zwei Stunden Verspätung erschienen war. Das Kontrollgremium nahm zwar die Ausrede zur Kenntnis, dass er mit dem Zug angereist und, war jedoch mehrheitlich der Ansicht, dass unzuverlässige Verkehrsträger für Vorstände eines hochdekorierten Unternehmens wie der DB AG unangemessen seien – Lutz wurde mit sofortiger Wirkung strafversetzt und ist nun für die Dieselbetankung von Elektrolokomotiven von DB Regio bei Stromausfall verantwortlich.

Er wird dabei weiter seine alten Bezüge kriegen, eine Freistellung kam für den Aufsichtsrat jedoch nicht in Frage. Umso überraschender die Nachfolge: Der inzwischen 76jährige Hartmut Mehdorn übernimmt die Führung des Konzerns, mit dem er schon zwischen 1999 und 2009 für Bruchlandungen und Schiffbruch gesorgt hat, mit Wirkung zum heutigen 1. April. Er erhält hierbei einen Vertrag von zunächst knapp drei Jahren.

Seine erste Ankündigung war, dass man künftig nicht mehr bereit sei, sich von Aufgabenträgern vorschreiben zu lassen, mit welcher Qualitätsausstattung die Züge unterwegs sind. Als Ziel gab er erneut die Börsenfähigkeit des Konzerns an. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit sowohl für die inzwischen insolvente Air Berlin als auch für den Berlin-Brandenburger Flughafen sieht er sich bestens gerüstet, das Projekt Stuttgart 21 im Kosten- und Zeitrahmen über die Bühne zu bringen. Zumindest ansatzweise. Im Jahr 2032 soll vielleicht sogar der erste Eröffnungstermin genannt werden.

Für den SPFV wurde bereits das Programm MORA P 2 (Marktorientiertes Angebot Personenverkehr Nummer 2) angekündigt. Ziel ist es, mit Eurowings und Co. mithalten zu können. „Was mir bei Air Berlin nicht gelungen ist, soll bei der DB AG jetzt im zweiten Anlauf endlich klappen“, so Mehdorn, der in den letzten drei Jahren auf Elba gelebt und sich dort mit Literatur über Napoleon beschäftigt hat.

Als weiteres langfristiges Ziel nannte er den Bau eines neuen Bahnhofes Neuschwanstein Hauptbahnhof. „Schloss Neuschwanstein in Bayern erfüllt alle Kriterien, bei denen meine persönlichen Stärken am besten zur Geltung gebracht werden können: Die Immobilie hat die Ersparnisse mehrerer Jahrhunderte in die Luft geblasen, ist nie richtig fertig geworden, zieht aber Touristen an.“ Ziel ist es, eine Direktverbindung zwischen dem Münchener Flughafen Franz-Josef Strauß und dem legendären Königsschloss auf die Beine zu stellen. Als Zielpunkt ist das Jahr 2080 vorgesehen – wenn alles klappt.

Mehdorn hat sich für seine zweite Amtszeit eine Menge vorgenommen. Zur Wahrung der Loyalität seiner Mitarbeiter hat er bereits einen neuen Compliance-Vorstand angekündigt: Merich Ielke soll ab sofort für die Konzernsicherheit zuständig sein. „Diesmal lasse ich nicht zu, dass meine Geheimnisse ans Licht kommen“, so Mehdorn.

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