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SCI-Studie zu modernen E-Lokomotiven

15.03.22 (Europa, Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Im europäischen Schienenpersonenfernverkehr nehmen die Staatsbahnen traditionell eine marktbeherrschende Stellung ein – trotz zunehmender Liberalisierung der Märkte stellten bislang vor allem die erheblichen Investitionen in Züge eine zu hohe Eintrittsbarriere für Wettbewerber dar. In der neuen MC Studie zeigt SCI Verkehr, dass moderne E-Loks ein Schlüsselfaktor für den erfolgreichen Markteintritt von Wettbewerbern im Fernverkehr sein werden.

Insbesondere für den Betrieb grenzüberschreitender Verkehre sieht SCI Verkehr ein wachsendes Potential für lokbespannte Personenzüge mit Reisezugwagen. Moderne elektrische Streckenlokomotiven bieten für den Fernverkehr geeignete leistungsstarke Traktion und sind deutlich flexibler einsetzbar als Triebzüge. Diese mindestens 200 km/h schnellen und grenzüberschreitend einsetzbaren Lokomotiven können Leasingunternehmen nicht nur an Güterbahnen, sondern auch an neue Betreiber im Personenfernverkehr vermieten.

In der MultiClient-Studie „Electric locomotives – Global Market Trends 2022“ analysiert SCI Verkehr diesen Trend und zeigt auch, dass derzeit weltweit eine wachsende Nachfrage nach emissionsfreier, leistungsstarker E-Lok-Traktion besteht. In vielen Weltregionen wird der Markt für umweltfreundliche Verkehre mit elektrischen Streckenlokomotiven allerdings durch fehlende Streckenelektrifizierung ausgebremst.

Derzeit besteht weltweit eine hohe Nachfrage nach emissionsfreier, leistungsstarker E-Lok-Traktion. In den meisten Regionen der Welt hat das Bewusstsein für umweltverträglichen Transport stark zugenommen. Mit seinem geringen ökologischen Fußabdruck bietet die Schiene sowohl im Personen- als auch insbesondere im Güterverkehr ein großes Potenzial für die Reduzierung von Emissionen im Verkehrssektor – elektrische Lokomotiv-Traktion wird stark gefördert.

Der globale Markt für neue elektrische Lokomotiven befand sich im Jahr 2021 auf einem hohen Niveau von etwa 4,8 Milliarden Euro. Insbesondere der asiatische Markt mit seinem hohen Elektrifizierungsgrad und den Kernländern China und Indien treibt den Weltmarkt an und wird maßgeblich zu einem weiteren Anstieg des weltweiten Marktvolumens in den kommenden Jahren beitragen.

Regionale Unterschiede sind jedoch signifikant. In bedeutenden Bahnmärkten wie den USA mit einem Elektrifizierungsgrad von einem Prozent, können die Güterbahnbetreiber heute aufgrund nicht vorhandener elektrifizierter Strecken zwangsläufig nur Dieseltraktion einsetzen – elektrische Lokomotiven spielen hier lediglich eine Nebenrolle im Personenverkehr.

Ein geringer weltweiter Elektrifizierungsgrad von 29 Prozent bremst in vielen Regionen den Markt somit ein noch stärkeres Wachstum des Marktes für elektrische Streckenlokomotiven. Fahrdrahtunabhängige Traktion im Güterverkehr wird anders als im Personenverkehr angesichts teurer und langwieriger Elektrifizierungsvorhaben in vielen Regionen auch langfristig schwer zu ersetzen sein.

Foto: Deutsche Bahn AG / Claus Weber

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