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Eisenbahner mit Herz 2021 prämiert

25.06.21 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Zwei Zugbegleiterinnen aus Niedersachsen haben beim bundesweiten Wettbewerb Eisenbahner mit Herz gewonnen und teilen sich den ersten Platz. Metronom-Zugbegleiterin Claudia Menges beeindruckte die Jury mit ihrem Einsatz für einen jugendlichen und einen ausländischen Fahrgast, die sie nach Mitternacht mit ihrem Auto vom Wolfsburger Hauptbahnhof sicher an ihr Ziel brachte.

DB-Zugbegleiterin Manuela Burkhardt rettete einer jungen Frau auf deren ersten Bahnfahrt überhaupt den Start in die Mutter-Kind-Kur. Sie brachte die Münchnerin und deren beiden kleinen Kinder mit ihrem privaten Pkw gerade noch rechtzeitig zur Fähre nach Langeoog. Zum ersten Mal überhaupt in der elfjährigen Geschichte des Wettbewerbs vergab die Jury aus Branchenvertretern zwei Goldmedaillen. Das Gold-Duo verbindet, dass die beiden 59-Jährigen erst im letzten Drittel ihres Berufslebens zur Schiene stießen.

„Die Schienenbranche hat Menschen mit Lebenserfahrung wirklich etwas zu bieten“, sagt metronom-Mitarbeiterin Claudia Menges. „Wenn ich morgens am Bahnsteig stehe, freue ich mich.“ DB-Zugbegleiterin Manuela Burkhardt meint: „Wir sind ein bisschen älter, aber auch verlässlicher. Das ist das Schöne beim Wechsel in die Bahnbranche: Es muss der Wille da sein, und dann kriegt man auch eine Chance.“

Bronze vergab die Jury an DB-Zugchef Daniel Farny. Der Berliner sorgte mit einer ironisch-freundlichen Ansprache im ICE zum heiklen Thema Maskenverweigerer in den Online-Medien für Begeisterungsstürme. Mit dieser Ansage im ICE traf Daniel Farny den richtigen Ton: „Und zum Schluss noch ein Hinweis an alle Verschwörungstheoretiker bei uns an Bord: Denken Sie bitte daran, dass die Bundesregierung heimlich Speichelproben sammelt, um Klone von Ihnen zu produzieren, die Sie dann ersetzen sollen. Tragen Sie daher dauerhaft Ihre Mund-Nasen-Bedeckung, um zu verhindern, dass die Regierung an Ihre DNS kommt. Vielen Dank auch im Namen aller Mitreisenden!“

Einen Sonderpreis erhält DB-Zugbegleiterin Vanessa Rohs. Gemeinsam mit ihren Kollegen ermöglichte sie eine würdige Beerdigung für ihren langjährigen Stammgast Werner Meyer, der vielen Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern zum Freund geworden war. Seine geliebte BahnCard 100 finanzierte sich Karate-Werner (benannt nach seinem Karate-Anzug) durch einen spartanischen Lebensstil und das Sammeln von Pfandflaschen. Damit wurden Deutschlands Züge sein zweites Zuhause und die Eisenbahner seine Familie.

Als der leidenschaftliche Zugfahrer im Januar 2021 starb, starteten Vanessa Rohs und andere eine Spendenrunde. Als sie erfuhren, dass Karate Werner eine anonyme Beerdigung ohne Angehörige und Freunde drohte, weiteten sie die Aktion aus. Aus dem Sammeln für einen Blumenkranz wurde das Organisieren und Finanzieren einer kompletten Trauerfeier. „Schließlich haben etwa 600 Kolleginnen und Kollegen und weitere 100 Privatpersonen insgesamt über 7.000 Euro gespendet“, so Vanessa Rohs.

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