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NRW: Qualitätsbericht 2018 publiziert

15.07.19 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Das beim Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) in Unna angesiedelte und landesweit zuständige Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan (KC ITF) hat seinen aktuellen Qualitätsbericht für den Regionalverkehr in Nordrhein-Westfalen 2018 vorgelegt.

„Der Bericht zeigt deutlich, dass Engpässe sowohl auf Seiten der Infrastruktur als auch beim Fachpersonal negative Auswirkungen auf die Betriebsqualität vieler Nahverkehrslinien haben. Aus diesem Grund sind auch vielfältige Handlungsansätze zur Behebung der angespannten Situation im SPNV im Qualitätsbericht SPNV NRW 2018 enthalten. Und die nun begonnenen Maßnahmen zur Qualitätssteigerung wie z.B. infrastrukturelle Engpassbeseitigungen oder die gemeinschaftliche Akquise von Fachpersonal müssen schnell greifen, um den negativen Trend bei den Qualitätskennziffern nachhaltig umzukehren“, so Kai Schulte, Leiter des KC ITF NRW.

Die Pünktlichkeit der Nahverkehrslinien in NRW hat 2018 im Vergleich zu den Vorjahren abgebaut. Über das Jahr betrachtet erreichten insgesamt circa 84 Prozent aller Fahrten ihr Ziel pünktlich (Verspätungen ab 3:59 Minuten). Am pünktlichsten waren dabei die S-Bahnen, hier kamen knapp neunzig Prozent aller Fahrten pünktlich an. Bei den Regionalbahnen (RB) waren es 85,5 Prozent und bei den Regionalexpress-Linien (RE) 78,2 Prozent.

Die sehr nachfragestarken RE-Linien weisen dabei oft lange Linienverläufe auf, die sie häufig über mehrere hoch ausgelastete und zum Teil auch überlastete Strecken und Bahnhöfe führen. Aufgrund dieser Kapazitätsengpässe in Verbindung mit einer engen Zugfolge lassen sich Verspätungen im Fahrtverlauf nur selten wieder abbauen. Durch auftretende Trassenkonflikte beeinflussen verspätete Fahrten andere Züge und verursachen wiederum neue Verspätungen.

Durch Personalengpässe kam es bei Eisenbahnverkehrsunternehmen 2018 immer wieder zu unerwarteten Zugausfällen. Um den Fahrgästen das versprochene Verkehrsangebot auch anbieten zu können, arbeiten das Verkehrsministerium, die drei Aufgabenträger (NVR, NWL, VRR) sowie mehrere Eisenbahnverkehrsunternehmen in der Gemeinschaftsinitiative „Fokus Bahn NRW“ zusammen.

Deren Ziel ist, Fachkräfte für die Bahnbranche zu gewinnen. Großbaustellen, zum Beispiel Duisburg – Essen, Dortmund – Hamm oder rund um Bielefeld, führten 2018 in Verbindung mit einer Vielzahl kleiner Instandhaltungsmaßnahmen und Ausbauten in Vorbereitung für den RRX häufig zu Streckensperrungen, Umleitungen und Zugausfällen. Auch in den nächsten Jahren sind weitere Investitionen in die Infrastruktur für einen leistungsfähigen und verlässlichen SPNV unerlässlich.

In NRW wird daher auch zukünftig an vielen Stellen im Streckennetz weiter mit notwendigen Baustellen und Einschränkungen zu rechnen sein. Umfangreiche Ersatzkonzepte – teilweise mit Bussen – sowie Treueaktionen für Abokunden zahlen sich aus, um die Auswirkungen soweit es geht zu begrenzen. Das Niveau der landesweiten SPNV-Nachfrage lag 2018 deutlich höher als noch vor einigen Jahren.

Die Entwicklung der SPNV-Nachfrage ist damit weiter positiv, im Vergleich zu den Vorjahren jedoch abgeschwächt. Limitierende Faktoren bilden hier vor allem die Überlastung der verfügbaren Trassen und Zugkapazitäten, die zunehmend angespannte Betriebsleistung (Ausfälle, Pünktlichkeit) und die zunehmenden Bautätigkeiten für die notwendige Instandhaltung und Erweiterung der Infrastruktur.

Um v.a. im Hauptkorridor von Rhein-Ruhr ausreichend Fahrzeugkapazitäten bereit zu stellen, werden unter anderem sukzessiv mehr und mehr RRX-Fahrzeuge eingesetzt, die durch Kopplung zweier Garnituren regelmäßig über 800 Sitzplätze verfügen. Bis das RRX-Zielkonzept komplett umgesetzt und sieben RRX-Linien in Nordrhein-Westfalen verkehren, die im Kernkorridor zwischen Köln und Dortmund einen Viertelstundentkat anbieten, werden noch einige Jahre vergehen.

2018 konnten dennoch wichtige Fortschritte auf diesem Weg erzielt werden: Die ersten neuen RRX-Fahrzeuge sind seit Dezember auf der Linie RE 11 (RRX) im Einsatz, zeitgleich dazu nahm das RRX-Instandhaltungswerk in Dortmund-Eving den Betrieb auf. An den sogenannten RRX-Außenästen wurde an insgesamt dreißig Stationen mit dem Ausbau für einen barrierefreien Einstieg mit entsprechender Bahnsteighöhe und -länge begonnen. Auf der RRX-Stammstrecke erteilte das Eisenbahnbundesamt unter anderem das Baurecht für die Streckenabschnitte in Leverkusen und Essen.

Siehe auch: Probleme pragmatisch lösen

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