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Probleme pragmatisch lösen

15.07.19 (Kommentar, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Das Wachstum schwächt sich ab, so heißt es. Tatsächlich wäre jetzt interessant einmal zu gucken, ob man es 2018 geschafft hat, mit dem Gesamtmarkt mitzuwachsen oder ob der Markt stärker gewachsen ist. Hat die Schiene zwischen Rhein und Weser Marktanteile verloren? Im Grunde spielt das gar keine große Rolle, denn der Modal Split hat sich inzwischen auf einem so niedrigen Niveau stabilisiert, dass man leider nach wie vor attestieren muss, dass die Eisenbahn nur ein Randprodukt im Verkehrsmarkt ist.

Das großflächig zu ändern dürfte wohl eine Generationenaufgabe sein, aber der eingeschlagene Weg ist im Rahmen der Möglichkeiten der richtige: Man baut überall dort die Kapazitäten aus, wo es möglich ist. Denn seien wir ehrlich: Die Schiene ist ja gar nicht in der Lage, ernsthafte Passagiersteigerungen aufzunehmen. Dafür ist die Infrastruktur nicht ausgelegt, das Rollmaterial ist zu gering dimensioniert und es gibt auch zu wenig Züge.

Tatsächlich sollte es, wenn man es pragmatisch sieht, ausreichend sein, die Fahrgaststeigerungen mitzunehmen, die ohnehin kommen. Natürlich können attraktive Angebote hier eine Rolle spielen, aber eine großflächige Verkehrsverlagerung von der Straße auf der Schiene kann es einfach nicht geben. Dafür sollte man sich mit den Problemen beschäftigen, die man tatsächlich lösen kann.

Zum einen zeigen die hohen Bauaktivitäten, dass eine weitere Steigerung des LuFV-Budgets wohl kaum für mehr Betriebsstabilität sorgt, auch nicht langfristig. Die Gelder sollten durchaus mit den allgemeinen Baupreisen steigen, aber das war es dann eben auch, weil die Beeinträchtigungen sonst zu groß werden. Und dann ist da das große Thema Personalmangel: Hier muss sich die Eisenbahnbranche wirklich diverse Vorwürfe zurecht anhören, denn so dramatisch schwierig ist es nicht, Personal zu finden.

Dann muss man eben die Ausbildungsaktivitäten intensivieren und sich auch branchenweit Gedanken um die Frage machen, ob die vorhandenen Tarifverträge ausreichend sind, um sich im Wettbewerb mit anderen Branchen um gute Mitarbeiter aufzustellen. Es ist gar nicht lange her, da war es für viele Eisenbahnverkehrsunternehmen gar keine Frage, dass der Personalbedarf durch die örtlichen Sozialleistungsträger gedeckt wird.

Es gibt eine Betriebsaufnahme? Das Arbeitsamt schickt schon genügend Leute vorbei und finanziert auch deren Ausbildung. Seit 2005 hat es jedoch in jeder Legislaturperiode ein bis zwei Sparpakete gegeben und die Arbeitslosenförderung war immer betroffen. Selbst wenn also genügend Leute in der Lage wären, einen Job anzunehmen, muss die Ausbildung finanziert werden.

Die Arbeitsmarktlage hat sich in den letzten zehn Jahren zudem so sehr verbessert, dass es in vielen Regionen faktisch Vollbeschäftigung gibt, auch in Nordrhein-Westfalen. Im Münsterland, im Siegerland oder im Großraum Köln-Bonn ist Arbeitslosigkeit ein über weite Strecken unbekanntes Phänomen. Umso wichtiger ist die Erkenntnis, dass Mitarbeiter mehr sind als reine Kostenposten, sondern die Menschen, ohne die auf der Schiene nichts läuft.

Siehe auch: NRW: Qualitätsbericht 2018 publiziert

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