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Ideologische Gräben zuschütten

04.03.19 (Allgemein, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Lassen wir die ganzen Anglizismen einmal außen vor, stellen wir fest, dass das Geschäft mit der Multimodalität vielleicht nicht so lukrativ für Daimler-Benz und BMW ist, aber es ist dennoch wichtig. Wir müssen uns von der Ideologie befreien, dass man im großen Stil auf das (eigene) Auto verzichten kann. Auch im urbanen Raum ist das schwer. Denn wie soll ich meine Getränkekisten oder Großeinkäufe mit dem Bus nach Hause bringen?

Gerade hier können multimodale Angebote aller Art ideologische Gräben zuschütten. Wir wissen schon lange, dass die meisten Fahrzeuge, gerade in den Großstädten, eigentlich Stehzeuge sind. Ein Auto steht zwischen 20 und 23 Stunden am Tag in der Garage oder auf dem Parkplatz. Was also spricht dagegen, in vielen großen und mittleren Städten umfassende Carsharing-Systeme einzuführen?

Es bietet sich jetzt die Chance, dass die anstehende Zusammenlegung von Car2Go und Drive-Now dafür sorgt, dass genau das geschehen wird. Dass man eben nicht nur nur in der Kölner Innenstadt, sondern womöglich auch in Dormagen, Hennef an der Sieg oder Wesseling am Rhein in Zukunft größere Carsharing-Bestände hat. So können viele Menschen auf ihr eigenes Auto verzichten, weil sie die Erfahrung machen werden, dass die Mobilitätsverfügbarkeit eben doch vorhanden ist.

Im Zweifel muss man eben dann mal drei Straßen weitergehen, um sich das nächste Auto aufzuschließen, aber im Gegenzug kann man es im öffentlichen Straßenraum vor der eigenen Tür wieder abstellen. Und wer vielleicht doch nicht aufs eigene Auto verzichten möchte? So jemand hat im Rahmen der Digitalisierung die Chancen, durch eine moderne Parkplatzverwaltung schon bei der Einfahrt in die Innenstadt zu sehen, wo er seinen Wagen abstellen kann.

Wer mit dem Auto zum Bahnhof fährt, weiß schon zuhause über das Smartphone, an welcher Zugangsstation noch freie Plätze sind und wo man es gar nicht zu versuchen braucht. Auch das ist gut für die Umwelt, denn die lästige Parkplatzsuche und die damit einhergehende Herumfahrerei entfällt. Umso wichtiger ist, dass BMW und Daimler-Benz nicht nur ihren Status Quo fusionieren, sondern gezielt auch in die mittleren Städte gehen.

Das muss in absehbarer Zeit passieren. Es wohnen eben immer nur relativ wenige Menschen zentral. In einer Zeit, in der die Arbeitswege immer länger werden, muss man sich auch auf multimodaler Ebene Gedanken um die Frage machen, wie man mit dieser Situation umgehen kann. Denn eins steht fest: Mit moralimperialistischen Parolen oder der Phantasie von einem Ende des Verbrennungsmotors kommt man nicht weiter.

Wer sonntags zur Frühschicht muss und wegen des dann dünneren Angebotes keine Verbindung hat, der fährt auch in der Woche mit dem Auto. Und wer abends keine vernünftige Verknüpfung zwischen dem Regionalexpress und dem Linienbus mehr hat, der interessiert sich nicht Gimmicks auf der Schiene. Aber gerade da, wo die öffentliche Hand es nicht schafft, vernünftige Strukturen zu schaffen, liegt Hoffnung auf BMW und Daimler-Benz.

Siehe auch: BMW und Daimler-Benz starten Kooperation

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