Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Wir machen das. Auch digital.

17.05.18 (Kommentar, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Alle Welt diskutiert dieser Tage über die Digitalisierung. Da ist es doch erfreulich, wenn sowohl die ÖBB als auch der RMV an unterschiedlichen Stellen dafür sorgen möchten, dass man in den Zügen künftig vernünftig ins Internet kommt. Zurecht, denn einer der größten Vorteile der Eisenbahn im Vergleich zum Auto ist die Tatsache, dass man die Reisezeit auch als Arbeitszeit nutzen kann.

Oder als Freizeit: Ja warum sollte jemand denn nicht während der Zugfahrt auf dem iPad die aktuelle Zughalt-Ausgabe lesen? Im Zeitalter von Streamingdiensten wie Netflix, Amazon Prime oder Sky-Go ist es zudem nicht unüblich, dass jemand eine längere Fahrt nutzt, um die letzten Folgen seiner Lieblingsserie zu gucken. Warum auch nicht?

Dafür muss aber gewährleistet sein, dass die Internetverbindung auch im fahrenden Zug stabil und vernünftig ist. Wenn selbst der Empfang von drei eMails eine geführte Ewigkeit in Anspruch nimmt, dann stimmt etwas nicht, gerade wenn ansonsten alle von Digitalisierung sprechen. Allem Kulturpessismismus zum Trotz gehören mobile Endgeräte, ob Laptop, Smartphone, Tablet oder was auch immer, heute zum Alltag der meisten Menschen.

Funktioniert der Anschluss am nächsten Bahnhof? Was ist mit dem Bus für die letzte Meile nach Hause? Kann ich mir zu später Stunde vielleicht per App schon ein Taxi bestellen, weil am Hauptbahnhof nur noch selten welche stehen? Gibt es vielleicht, um die Digitalisierung weiterzudenken, alsbald die Möglichkeit, dass nicht nur die Leitstellen mehrerer Eisenbahnunternehmen miteinander sprechen, wenn Anschlüsse gefährdet sind, sondern dass z.B. auch der Eisenbahnbetreiber mit dem lokalen Busunternehmen Kontakt aufnimmt, um abzuklären, ob gerade zur Tagesrandlage der Anschluss zwischen Schiene und Straße gewährleistet ist oder nicht?

Denn auch das ist Digitalisierung im Alltag. Wir machen das hieß es noch letztes Jahr, und diese Floskel gilt es mit Leben zu füllen. Ja, wir machen das gut und zwar auch so, dass man althergebrachte Mentalität über Bord wirft. Wir machen das sogar so gut, dass ein größeres Miteinander auch bei denen stattfindet, die jetzt unter Berufung auf ihre kommunale Autonomie aus Prinzip und Eitelkeit ihr eigenes Ding machen.

Das gilt nicht nur in puncto Digitalisierung, sondern auch bei vielen anderen Dingen: Wir arbeiten in Sicherheitsfragen künftig enger zusammen und ermöglichen vielleicht sogar, dass es zwischen den Sicherheitsdiensten der Eisenbahnunternehmen und denen der lokalen Stadtwerke gemeinsame Fahrkartenkontrollen und Präsenz gibt. Dass man vielleicht, um beim Thema Digitalisierung zu bleiben, auch per App oder SMS einen Notruf absetzen kann.

Im Moment haben Züge zwar Notsprechstellen, diese blinken und pfeifen aber, sobald jemand auf den ersten Knopf drückt. All das sind offene Fragen in puncto Digitalisierung, über die in Zukunft zu reden sein wird. Und ja, auch dann wenn sofort einer ganzen Reihe an Leuten viele Gründe einfallen, warum das gar nicht funktionieren kann. Wir machen das. Und zwar trotz aller Bedenken.

Siehe auch: ÖBB: WLAN und Mobilfunk werden ausgebaut
Siehe auch: S-Bahn Rhein-Main geht online

Kommentare sind geschlossen.