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ÖBB: WLAN und Mobilfunk werden ausgebaut

17.05.18 (Österreich, Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Gemeinsam mit den Mobilfunkbetreibern – A1 Telekom Austria AG, Hutchison Drei Austria GmbH und T-Mobile Austria – rüsten die ÖBB ihre Bahnstrecken mit Mobilfunk aus. Der erste große Meilenstein ist erreicht: der Ausbau der Netzabdeckung entlang der S-Bahn-Strecken in Wien sowie der Weststrecke Wien-Salzburg. Schritt zwei erfolgt bis Mitte 2019.

„Gemeinsam mit dem BMVIT und den Mobilfunkunternehmen A1, Drei Hutchison und T-Mobile Austria investieren wir rund 100 Millionen Euro, um die Mobilfunk-Netzabdeckung entlang der wichtigsten Bahnstrecken Österreichs zu verbessern“, berichtet Andreas Matthä, CEO der ÖBB. So werden rund 1.500 Kilometer Bahnstrecke mit Mobilfunk ausgerüstet – rund ein Drittel davon bietet bereits den verbesserten Service.

Damit können die Bahnkunden künftig in ausgezeichneter Sprachqualität telefonieren und eine rasche Datenverbindung nutzen. „Die Versorgung entlang der Bahnstrecken zu optimieren, zählt technisch zur Champions League, müssen doch rund alle 30-80 Sekunden – wie bei einem Staffellauf – die Verbindungen mit neuen Sendern aufgebaut werden. Glasfaserschnelles Internet und sichere Erreichbarkeit ohne Zwischenstopps über alle digitalen Kanäle sind für unsere Kunden auch bei Zugreisen mittlerweile selbstverständlich. Dank der guten Zusammenarbeit zwischen der ÖBB und den Betreibern ist dieses komplexe und herausfordernde Projekt voll auf Schiene“, erklärt Marcus Grausam, A1 CEO/CTO.

Auch Jan Trionow, CEO Hutchison Drei Austria, betont: „Das ÖBB Projekt ist ein erfreuliches Beispiel für gute Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaft und der öffentlichen Hand. Zumal der Ausbau von Bahnstrecken mit Mobilfunk und WLAN äußerst komplex ist. Aufgrund der Tatsache, dass Züge mit hoher Geschwindigkeit und Fahrgastzahl an Mobilfunkstandorten vorbeifahren, benötigt der Ausbau von Bahnstrecken mit Mobilfunk und WLAN eine besondere Funknetzplanung.“

Im Oktober 2015 hat die ÖBB-Infrastruktur AG mit den österreichischen Mobilfunk-Netzbetreibern eine Vereinbarung zur gemeinsamen Errichtung von Sendeanlagen entlang priorisierter Bahnstrecken abgeschlossen. Dadurch wird das Bestandsnetz verdichtet, Versorgungslücken geschlossen und der Breitbanddienst ausgebaut.

Die Anforderungen an ein stabiles Mobilfunknetz entlang der Bahnstrecken sind vielfältig: Sie unterscheiden sich von jenen des normalen Flächennetzes erheblich, da entlang der Gleise keine gleichmäßige Auslastung der Mobilfunknetze voEin Zug mit hunderten Passagieren nähert sich oft mir über 200 km/h – beispielsweise die Railjets zwischen Wien und Salzburg.

Für die Sende- und Empfangsanlagen der Mobilfunkbetreuer bedeutet das Arbeit im Grenzbereich. Denn die Handys der Fahrgäste müssen sich alle einloggen und der Bedarf an Sprach- und Datenleitungen steigt sprunghaft an. Innerhalb kürzester Zeit muss folglich eine sehr hohe Datenlast verarbeitet werden. Im ersten Schritt wurden bereits einige Abschnitte in Betrieb genommen.

Von der neuen, hohen Netzabdeckung profitieren die Reisenden beispielsweise auf den S-Bahn-Strecken in Wien und auf der Weststrecke Wien – Salzburg. In einer zweiten Etappe wird bis Mitte 2019 die Südstrecke mit einer verbesserten Mobilfunkversorgung ausgestattet. So wie auch die S-Bahn-Strecken in Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten, Innsbruck und Vorarlberg. Der Ausbau strebt eine Nutzung an bereits bestehender Infrastruktur an – z.B. Oberleitungsmaste, Bahnfunkmaste, etc. – und erfolgt während des laufenden Bahnbetriebes.

Rüdiger Köster, CTO T-Mobile Austria, bestätigt: „Die Versorgung von Bahnstrecken ist ein Megaprojekt, das nur in Kooperation geschafft werden kann. Einerseits muss das Funknetz extrem verdichtet werden, andererseits stoßen wir an physikalische Grenzen, für die wir Lösungen finden müssen. Wir sind sehr stolz, gemeinsam mit den ÖBB unseren Kunden auch beim Zugfahren ein unbeschwertes Telefonieren und Surfen zu ermöglichen.“ Der Netzausbau bringt nicht nur den Fahrgästen viele Vorteile.

Ein weiterer, wesentlicher Aspekt ist die Erhöhung der Sicherheit auf der Strecke. So nutzt die ÖBB seit Jahren das GSM-R Netzwerk – ein betriebliches Mobilfunkkommunikationsnetz auf einem eigenen Frequenzband, das für Mobilfunknutzer nicht zugänglich ist. Im Falle einer Störung oder eines Ausfalls dieses Systems kann die Kommunikation für den Bahnbetrieb mit einer durchgehenden und optimierten Netzabdeckung aufrechterhalten werden.

Siehe auch: S-Bahn Rhein-Main geht online
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