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Rastatt: NEE beziffert Schaden

27.04.18 (Güterverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Einsturz eines Eisenbahn-Tunnels am 12. August 2017 in der Nähe von Rastatt im Rheintal, der als „der Rastatt-Unterbruch“ bezeichnet wird, hatte eine noch nie zuvor da gewesene Unterbrechung von schienenbasierten Logistikketten in ganz Europa zur Folge. Die durch menschliches Verschulden entstandene 51-tägige Sperrung unterstrich, dass die national organisierten Eisenbahninfrastrukturbetreiber-Monopole nicht mit dem zunehmend die Grenzen überschreitenden Schienengüterverkehr quer durch die Europäische Union in Einklang zu bringen sind.

Zwei Eisenbahn-Verbände (die ERFA und das NEE) und UIRR, die Internationale Vereinigung für den Kombinierten Verkehr Straße-Schiene, haben deshalb bei der Hanseatic Transport Consultancy (HTC) eine Studie zur Frage in Auftrag gegeben, welche Schäden insgesamt durch den Rastatt-Unterbruch bei Schienengüterverkehrs-Logistikern und ihren Kunden sowie in ihrem Umfeld entstanden. Diese Studie wurde am Wochenende der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die gesamten Schäden beliefen sich danach auf 2,048 Milliarden Euro. 969 Millionen Euro verloren die Schienenlogistiker wie Eisenbahnunternehmen, Container-Terminalbetreiber und Logistik-Dienstleister. 771 Millionen Euro verloren die produzierenden Unternehmen und 308 Millionen Euro betrugen die Schäden bei der Infrastruktur der Eisenbahn und in deren Logistikketten eingebundener anderer Verkehrsträger.

Peter Westenberger, Geschäftsführer des NEE, warnte davor, Rastatt zu schnell zu den Akten zu legen. Der Entwurf eines Handbuchs sei bislang eine Liste richtiger, aber unvollständiger Vorschläge. Es sei noch nicht klar, ob die nationalen Infrastrukturbetreiber diese in die Praxis umsetzen werden oder nicht.

Wichtige Forderungen der Schienenlogistiker seien gar nicht aufgenommen worden, insbesondere die Koordination von Eisenbahnbaustellen über Grenzen hinweg, die Erstattung von Zusatzkosten, die durch Umleitung entstehen und die Entwicklung bzw. Erweiterung von parallel verlaufenden Strecken, damit der Eisenbahnverkehr im Falle eines Unfalls oder einer Baustelle fortgesetzt werden kann. Jeder einzelne Tag Stillstand nach dem Rastatt-Unterbruch habe in ganz Europa Schäden von etwa vierzig Millionen Euro verursacht. Es müsse deshalb allen Akteuren klar sein, dass sich so etwas wie der Rastatt-Unterbruch in Zukunft nie wiederholen dürfe.

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