Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

E-Netz Allgäu: Vergabe startet

03.03.17 (Bayern) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) und das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg nutzen die Elektrifizierung der Strecke Geltendorf – Memmingen – Lindau Insel, um ab Dezember 2020 einen schnellen Nahverkehr mit elektrischen Triebwagen zu bestellen. Dadurch wird sich die Fahrzeit von Memmingen in die Landeshauptstadt München um ca. 30 Minuten verkürzen. Zugleich fordern die Aufgabenträger nachfragegerechte Sitzplatzkapazitäten und sorgen für bessere Anschlüsse.

Erstmalig nutzen die Aufgabenträger eine neue Anforderung im novellierten Vergabeverfahren, die einem neuen Betreiber auferlegt, das Zugpersonal vom Altbetreiber zu übernehmen. Der Teilnahmewettbewerb im Vergabeverfahren E-Netz Allgäu wurde mit der Veröffentlichung der Bekanntmachung im EU-Amtsblatt am 08. Februar 2017 eröffnet. Gegenstand dieses Vergabeverfahrens ist die Strecke München – Buchloe – Memmingen – Kißlegg – Hergatz – Lindau Insel – Lindau-Reutin.

Voraussetzung für das Ausschreibungsprojekt E-Netz Allgäu ist die Elektrifizierung der Strecke Geltendorf – Memmingen – Lindau Insel. Diese dient vorrangig der Beschleunigung und Kapazitätserweiterung des internationalen SPFV der Relation Zürich – München. Die DB Netz AG strebt eine Inbetriebnahme des elektrischen Betriebs Ende 2020 an.Um den Fahrgästen einen hohen Komfort und umfangreichen Service zu bieten, gelten hohe Anforderungen hinsichtlich Pünktlichkeit und Anschlusssicherung, Störfallmanagement, Sauberkeit und Serviceorientierung.

Alle Züge werden mit mindestens einem Zugbegleiter besetzt. Des Weiteren muss das Verkehrsunternehmen am Qualitätsmesssystem der BEG teilnehmen. Damit prüft die BEG die Sauberkeit der Züge, die Funktionsfähigkeit der Ausstattung, die Fahrgastinformation im Zug, die Kompetenz und Serviceorientierung der Zugbegleiter und die Kundenorientierung bei Beschwerden. Erstmals wird ein bestimmter Anschlusserreichungsgrad an Knotenbahnhöfen gefordert.

Da es sich beim E-Netz Allgäu um einen sogenannten Bruttovertrag (Erlösrisiken liegen beim Freistaat) handelt, werden im Falle von eigenverschuldeten Zugausfällen und bei Ausfällen im Vertrieb Minderungsregelungen eingeführt. Im Falle eines Schienenersatzverkehrs werden einerseits die Vergütung und andererseits die Qualitätsanforderungen und die damit verbundenen Sanktionen im Falle einer mangelhaften Leistung erhöht.

Um Wettbewerb bei dieser Ausschreibung zu ermöglichen, wird die Ausschreibung im Bruttovertrag erfolgen. Durch die Anwendung des novellierten Vergabegesetzes muss der neue Betreiber zunächst alle Mitarbeiter übernehmen, die vom bisherigen Betreiber DB Regio dem Vergabeobjekt zugeordnet werden. Allerdings gilt der Schutz, der sich an BGB 613a organisiert für nur zwölf Monate. Für den Fall, dass dem Ausschreibungsobjekt zu viele Personen zugeordnet worden sein sollten, besteht ab dem 13. Monat die Möglichkeit zu betriebsbedingten Entlassungen.

Kommentare sind geschlossen.