Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

SBB starten Kostensenkungsprogramm

10.11.15 (Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) wollen bis 2020 mindestens 550 Millionen und bis 2030 1,75 Milliarden Franken an Kosten einsparen. Die Gesamtsystemkosten der Bahn steigen bis 2030 stark an, u.a. wegen neuer Angebote, neuer Infrastrukturanlagen wie Durchmesserlinie, zusätzlichen Unterhalts und regulatorischer Vorgaben. Die Kosten pro Personen- und Tonnenkilometer anderer Verkehrsträger wie Fernbusse oder selbstfahrende Fahrzeuge dürften hingegen mittel- bis langfristig markant sinken.

Ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis wird im Wettbewerb zwischen Bahn und andern Verkehrsträgern künftig noch wichtiger werden. Deswegen wollen die SBB nun umfassend Kosten senken. Das neue Programm läuft unter dem Titel Railfil 20/30. Mit aktiver Unterstützung des Beratungsunternehmens McKinsey erarbeiten die SBB bis Sommer 2016 Szenarien, definieren Maßnahmen und legen die Umsetzung für die Folgejahre fest. Bestehende Effizienz- und Kostensenkungsprogramme werden ergänzt, hinterfragt und untermauert.

Bei der Umsetzung bleiben höhere Kundenzufriedenheit, Sicherheit und Qualität vorrangig: Hier wird es keine Verschlechterungen geben. Kurz- und mittelfristig geht es darum, das heutige Bahnsystem kostengünstiger zu betreiben. Die SBB wollen die Gemeinkosten in der Verwaltung, beim Vertrieb und Material sowie in der Fertigung reduzieren, die Bereiche Bau, Betrieb sowie Unterhalt optimieren und strukturelle Fragen klären. Hier geht es auch darum, neue Technologien und Automatisierungen besser zu nutzen. Die Kostenreduktionen werden auch Auswirkungen auf den Personalbestand haben. Bereits heute ist geplant, bis Ende 2020 rund 900 Stellen abzubauen.

Ein zusätzlicher Stellenabbau dürfte notwendig sein, um das Kostensenkungsziel bis 2020 zu erreichen. Dabei werden alle Stellen unter die Lupe genommen. Stellenreduktionen werden gemäß Generalarbeitsvertrag und unter engem Einbezug der Sozialpartner umgesetzt, möglichst über natürliche Fluktuationen und Pensionierungen. Zur Bewältigung der Verkehrszunahme, des zusätzlichen Unterhalts und vieler Ausbauten werden aber auch Stellen aufgebaut, z.B. beim Lokpersonal, bei Ingenieuren oder bei Auszubildenden. Um langfristig wettbewerbsfähiger zu werden, will die SBB nicht nur Kosten senken. Ebenso wichtig ist es, mehr in attraktive Angebote und Innovationen zu investieren und die durchschnittliche Auslastung der Züge zu steigern.

Die SBB tätigt jährlich Investitionen von 3,8 Milliarden Franken, z.B. in bessere Züge, sowie rund dreißig Millionen Franken für Innovationsprojekte. Gelingt es, die Kosten zu senken und gleichzeitig die Attraktivität der Bahn zu erhöhen sowie die Auslastung zu steigern, werden weniger teure Ausbauschritte notwendig sein. Kostensenkungen kommen also nebst Kunden auch Bund und Kantonen zugute: Sie wirken gegen weiter steigenden Mittelbedarf für Unterhalt und Betrieb bei der Infrastruktur sowie für den öffentlich bestellten Regionalverkehr.

Kommentare sind geschlossen.