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Allianz pro Schiene fordert Alarmknopf

12.11.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach mehreren Autounfällen an Bahnübergängen, zu denen es in den letzten Tagen gekommen ist, hat die Allianz pro Schiene sich in die Debatte eingeschaltet. Der Verband fordert ein Auto-Notrufsystem, das die bisherige Notrufnummer 110 oder 112 ergänzen soll. Es müsse eine eigenständige und fest installierte Notfunktion für Gefahrensituationen an Bahnübergängen geben. Der Verband fordert, dies ab März 2018 bei Autos und leichten Lastwagen gesetzlich vorzuschreiben.

„Wir können uns für die eCall-Erweiterung sogar einen zweiten Knopf vorstellen, der auf dem Armaturenbrett neben dem typischen Straßenverkehrsunfall deutlich sichtbar für Notlagen auf Bahnübergängen reserviert ist“, sagte Verbandsgeschäftsführer Dirk Flege. „Damit könnte schon bald jeder Autofahrer in ganz Europa, der an einem Bahnübergang auf den Gleisen stecken bleibt, direkt bei der Zugüberwachung Alarm schlagen. Der Lokführer des nächsten ankommenden Zuges wäre auf diese Weise schnell zu ermitteln und vorzuwarnen.“ Obwohl die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen in Deutschland seit Jahren zurückgehe, seien Unglücke an Bahnübergängen immer besonders schmerzlich und dramatisch, nicht nur für die betroffenen Lkw- und Pkw-Fahrer, sondern auch für hunderte nichtsahnende Zug-reisende, sagte Flege.

„Das EU-Parlament wäre deshalb gut beraten, die bereits beschlossene eCall-Pflicht auf Notrufe für Bahnübergänge auszudehnen.“ Zugleich wies die Allianz pro Schiene Forderungen der bayerischen SPD zurück, jeden einzelnen Bahnübergang mit einem speziellen Notrufsystem nachzurüsten. Nach dem tödlichen Bahnunglück am Donnerstag in der Oberpfalz hatte die Landtagsfraktion der Sozialdemokraten am Wochenende entsprechende Nachrüstungen der bayerischen Bahnübergänge verlangt. „Abgesehen davon, dass viele Bahnübergänge bereits umfänglich mit Sicherheitstechnik ausgerüstet sind, sehen wir hier eine erhebliche Missbrauchsgefahr“, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer.

„Der Vorteil der eCall-Technologie liegt darin, dass sie direkt beim Verursacher ansetzt und dabei nicht nur Deutschland, sondern sofort die ganze EU abdeckt“, sagte Flege. Darum sei es auch nötig, dass ab März 2018 nicht nur leichte, wie bisher vorgesehen, sondern auch schwere Lastwagen einen EU-weit verpflichtenden Auto-Notruf für Bahnübergänge vorgeschrieben bekommen.

Die Deutsche Bahn hat bereits vor längerer Zeit ein umfassendes Informationsprogramm unter dem Motto „sicher drüber“ aufgelegt, das auf die vielfältigen Gefahren an Bahübergängen hinweist. Ganz gleich ob beschrankt (wie die meisten in Deutschland) oder unbeschrankt. In vielen Fällen versuchen Autofahrer unter sich senkenden Schrankenbäumen durchzufahren oder – im Falle von Halbschranken – diese zu umfahren. Halbschranken bieten jedoch den Vorteil, dass Autos auf Bahnübergängen nicht mehr „eingeschlossen“ werden, sondern diese jederzeit räumen können.

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