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S-Bahn Hamburg: Hochbahn soll Besitzgesellschaft werden

08.05.12 (Hamburg) Autor:Stefan Hennigfeld

Wie die Tageszeitung Die Welt berichtet, soll die Hamburger Hochbahn Besitzgesellschaft für das Rollmaterial bei der anstehenden Ausschreibung der S-Bahn Hamburg werden. Die politischen Verantwortungsträger befürchten aufgrund des hohen Investitionsvolumens und der besondere Spezifikation der Triebzüge ansonsten, dass die Deutsche Bahn als einziger Bieter einen entsprechend hohen Preis verlangen würde.

Kurios dabei ist, dass ursprünglich eine Direktvergabe an die Deutsche Bahn vorgesehen und auch schon im Europäischen Amtsblatt angekündigt war. Erst eine Klagedrohung des Privatbahnverbandes Mofair vor dem Hintergrund des Abellio-Urteils hat zu einem Umdenken geführt. Gegen die geplante Ausschreibung ist zudem eine Beschwerde beim Bundeskartellamt anhängig, weil man auf Losbildung verzichtet und hohe Anforderungen an den Betreiber stellt, die faktisch nur die DB AG erfüllen kann.

Doch jetzt scheint der Weg komplett anders zu werden. Das ursprünglich für die S-Bahn Berlin und jetzt auch beim Rhein-Ruhr-Express erwogene Besitzgesellschaftsmodell soll in einer Abwandlung zur Anwendung kommen. Das Modell sieht eigentlich vor, dass die Hersteller oder kreditgebenden Banken selbst Eigentümer der Fahrzeuge werden. Das ist der Unterschied zum Eigentumsmodell, das in Niedersachsen schon seit Jahren üblich ist. Hier müssen die Betreiber die Züge vom Aufgabenträger mieten.

Hier scheint es auf eine Zwischenlösung hinauszulaufen: Nicht die Freie und Hansestadt Hamburg selbst, sondern die Hamburger Hochbahn AG, ein kommunaler Eigenbetrieb, soll die Fahrzeuge anschaffen, finanzieren und auch warten. Die Züge könnten dann ohne Restwertrisiko auf 30 Jahre abgeschrieben werden, während der neue Verkehrsvertrag nur 15 Jahre laufen wird. Nach einer neuerlichen Ausschreibung zur Mitte der Lebensdauer müssten die Züge übernommen werden.

Doch die Anschaffungskosten sind hoch. Zwischen 250 und 500 Millionen Euro werden fällig. Eine Verschuldungsquote, die das Rating jedes privaten Betreibers außerhalb der DB AG massiv herabstufen würde. 172 Züge werden benötigt. Hamburg hat ein Anrecht darauf, 42 kostenlos zu übernehmen und könnte der Deutschen Bahn möglicherweise weitere 70 abkaufen. Mindestens 60, vielleicht sogar mehr müssten daher angeschafft werden. Anders als in Berlin scheint man sich an der Waterkant jedoch auf die neue Vergabe vorzubereiten.

Bild: Deutsche Bahn AG

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