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Keolis Deutschland verkauft Tochtergesellschaft an SNCF – Eintritt in den Fernverkehr geplant

08.05.12 (Europa, Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Keolis Deutschland hat eine Tochtergesellschaft an die französische Staatseisenbahn SNCF, den Hauptgesellschafter des Unternehmens, verkauft. Die Eurobahn Verkehrsgesellschaft mbH, die bislang ausschließlich die Züge des österreichischen Unternehmens WESTbahn auf dem deutschen Abschnitt zwischen Salzburg und Freilassing betreibt, wird komplett zur SNCF gehen und als SNCF Voyages Deutschland GmbH auftreten.

Hans Leister wird als Geschäftsführer sowohl für die Keolis Deutschland GmbH & Co. KG als auch für die SNCF Voyages Deutschland GmbH tätig sein. Christof Schulze wechselt von Keolis Deutschland zur SNCF Voyages und wird dort die Aufgaben des Eisenbahnbetriebsleiters wahrnehmen. Er erhält Prokura von SNCF Voyages Deutschland, Sitz der Gesellschaft bleibt weiterhin Berlin.

Damit bereitet die SNCF ihren Eintritt in den eigenwirtschaftlichen Fernverkehr in Deutschland vor. SNCF Voyages könnte in Deutschland gut informierten Branchenkreisen zufolge in absehbarer Zeit als Eisenbahnverkehrsunternehmen für Thalys auftreten, dort hat die SNCF die Mehrheit. Die Deutsche Bahn und Thalys werden ihre Zusammenarbeit, auch im Hinblick auf Tarif und Eisenbahnbetrieb, in absehbarer Zeit beenden.

Für Keolis in Deutschland bedeutet das einen großen Schritt nach vorn. Derzeit ist man mit der Marke eurobahn im Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen tätig, demnächst könnte internationaler Fernverkehr dazukommen. Zwischen Köln und Brüssel sind Thalys und DB-ICE heute schon Konkurrenten, seit letztem Jahr fährt Thalys im Gegenzug gelegentlich bis Essen, um die Fahrgäste gleich aus dem Ruhrgebiet abzuholen.

Die Entwicklung bleibt spannend, die Monopole brechen auch im Fernverkehr auf. Während im SPNV heute schon ganz selbstverständlich zahlreiche Staatseisenbahnen in ganz Europa im Wettbewerb tätig sind, werden sie künftig auch im Hochgeschwindigkeitsverkehr nebeneinander herfahren. Für die Triebfahrzeugführer der eurobahn ergeben sich daher ganz neue Perspektiven: Mit Hochgeschwindigkeit quer durch Europa wird nicht mehr nur DB-Mitarbeitern vorbehalten bleiben.

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