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BEG droht der HLB auf der Kahlgrundbahn mit Abmahnung

07.02.12 (Bayern, Hessen) Autor:Sven Steinke

Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) bestellte gestern den Geschäftsführer der Hessischen Landesbahn (HLB), Veil Salzmann, zu einem Krisentreffen in München. Grund für die Zusammenkunft waren zahlreiche Beschwerden von Fahrgästen und Mandatsträgern über die seit September anhaltenden Zugausfälle und zu geringen Fahrzeugkapazitäten auf der Kahlgrundbahn zwischen Schöllkrippen und Hanau. Die BEG fordert nun Besserung von dem Unternehmen, ansonsten drohe die Abmahnung.

Die Fahrgäste ärgern sich nicht nur über die Unzuverlässigkeit des Bahnangebotes sondern auch über die mangelhafte Informationspolitik und fehlende alternative Fahrmöglichkeiten, wie beispielweise Ersatzbusse. Vor allem im Schülerverkehr soll es häufig zu Problemen gekommen sein. Während die Ursachen anfänglich noch mit dem Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zusammenhingen, sorgen aktuell personelle Engpässe und ein unfallbedingter Fahrzeugausfall für Zugausfälle und abweichende Zugkapazitäten.

Unter den 13 Vergabenetzen die von der BEG im Rahmen des Qualitätsranking auflistet, liegt das Netz Kahlgrund aktuell auf dem letzten Platz. Fritz Czeschka, Geschäftsführer der BEG sagte dazu: „Die HLB zahlt aufgrund ihrer Ergebnisse in unserem Qualitätsmesssystem Vertragsstrafen. Sie erfüllt zwar derzeit unsere hohen Erwartungen nicht, aber im Kahlgrund herrschen keineswegs katastrophale Verhältnisse.“ So teilt die BEG nicht die Ansicht vieler Beschwerden, dass die Züge der HLB unpünktlich seien. So liegt das Pünktlichkeitsniveau weiterhin bei 98 Prozent.

Bei dem Krisentreffen stellte die HLB einen Maßnahmenkatalog vor, mit dem sich die Qualität des Zugangebotes auf der Kahlgrundbahn wieder verbessern soll. Czeschka erläuterte dabei: „Wir haben die Hinweise aus der Region stets aufgegriffen und die HLB mehrmals mit Nachdruck aufgefordert, die Probleme zu beseitigen. Wegen Qualitätsmängeln haben wir Strafgelder einbehalten. Ausgefallene Züge bezahlen wir überhaupt nicht.“

Da der Schülerverkehr zu den wichtigsten Aufgaben der Kahlgrundbahn gehört, lautet die Forderung der BEG diese Züge hinsichtlich Verfügbarkeit und Kapazitäten besonders sensibel zu behandeln. Deshalb hat die HLB bereits reagiert und ersetzt ein beschädigtes Fahrzeug vom Typ VT 642 durch zwei Fahrzeuge vom Typ VT 646 aus einem anderen Netz. Das beschädigte Fahrzeug wird erst in rund zwei Wochen zur Verfügung stehen. Zusätzlich wird die HLB künftig Schulen und das Landratsamt über Betriebsstörungen informieren.

Die HLB versucht auch die Informationspolitik zu verbessern, obwohl die Anzeigen an den Stationen durch die Kahlgrund Verkehrs-Gesellschaft (KVG) nicht mehr regelmäßig repariert und erneuert werden, seitdem das Unternehmen die Betriebsführung nach einer verlorenen Ausschreibung an die HLB abgeben musste. Die KVG ist allerdings weiterhin Infrastrukturbetreiber der Strecke und nimmt entsprechende Gebühren für die Benutzung ein. Auf die fortwährenden Forderungen von BEG und HLB die Anzeigen in Ordnung zu bringen reagiert das Unternehmen bisher nicht.

Aufgrund der nicht betriebsfähigen Informationsinfrastruktur an den Bahnsteigen prüft die HLB derzeit eine Fahrgastinformation per SMS-Dienst, bei dem sich interessierte Fahrgäste registrieren lassen können. Zusätzlich verpflichtet sich die HLB Fahrplanabweichungen an das Fahrplaninformationssystem der BEG einzupflegen. Derzeit prüfe das Unternehmen auch die Einrichtung einer neuen Servicestelle in Alzenau.

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