Baden Württembergs Verkehrsministerin hält Tariflandschaft für kundenfreundlich
04.03.11 (Allgemein) Autor:Sven Steinke
Baden-Württembergs Verkehrsministerin Tanja Gönner (CDU) wies vor einer Debatte über die Struktur der Verkehrs- und Tarifverbünde den Vorwurf der Opposition zurück, dass zu viele Verkehrsverbünde mit jeweils unterschiedlichen Tarifen in Baden-Württemberg existieren. Die Debatte wurde auf gemeinsamen Antrag von SPD und Grünen geführt. Frau Gönner stellt hingegen die Vielzahl von unterschiedlichen Tarifen für den Nahverkehr als Erfolg dar.
In keinem anderen deutschen Bundesland existieren so viele Verkehrsverbünde wie in Baden-Württemberg. Die Tariflandschaft im Nahverkehr gleicht hier einem Flickenteppich. 22 Verkehrsverbünde bieten im Ländle den Kunden ihre Tarife an, fast alle mit unterschiedlichen Angeboten und Bedingungen.
Etlichen Kunden ist es nicht möglich einen durchgehenden Fahrschein von Haustür zu Haustür zu erwerben, weil die meisten Verkehrsverbünde nur eingeschränkt Übergangsregelungen in jeweils andere bieten und der übergreifende DB-Tarif in der Regel keine Gültigkeit im kommunalen ÖPNV besitzt.
Während in vielen anderen Bundesländern versucht wird die Tarifstruktur durch Zusammenlegung von Verkehrsverbünden oder der Schaffung von übergreifenden Tarifen zu vereinfachen, beharrt man in Baden-Württemberg weiter auf der Vielzahl von Verkehrsverbünden, die zwar auf Binnenrelationen für ein attraktives Angebot sorgen aber auf weiterreichenden Relationen ein zusätzliches Hemmnis für die Kunden darstellen.
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Alleine die Bereitstellung des Baden-Württemberg-Tickets und des Abo-plus, ersteres ein Pauschalticket welches montags bis freitags erst ab neun Uhr gilt und letzteres nur für Vielfahrer interessant, reichen nicht aus. Für Gelegenheitsfahrer müssen genauso Relationstickets für eine und mehrere Fahrten bereitgestellt werden.
Frau Gönner betont zwar, dass die Verkehrsverbünde sehr erfolgreich seien und den Kostendeckungsgrad des Nahverkehrs steigern. Allerdings haben dies alle Verkehrsverbünde gemeinsam, egal ob der flächendeckende Tarif in Schleswig-Holstein oder der Tarifflickenteppich in Baden-Württemberg.
Keiner zweifelt den Erfolg einheitlicher Tarifangebote für alle öffentlichen Verkehrsmittel an. Eine Rückkehr in die Zeit als jedes Verkehrsunternehmen seinen eigenen Haustarif hatte, wird von keinem gefordert. Allerdings werden in Baden-Württemberg Fahrgäste vergrault, weil ihnen auf bestimmten Relationen keine durchgehenden Tarife angeboten werden.
Die Aussage von Frau Gönner, dass sich achtzig bis neunzig Prozent der Fahrgäste in ihrem Heimatverbund bewegen weist daraufhin, dass man nicht bereit ist für die anderen zwanzig Prozent ein attraktives Angebot zu schaffen. Solche Maßnahmen tragen auch dazu bei, mehr Kunden für den öffentlichen Personennahverkehr zu gewinnen und den Kostendeckungsgrad zu steigern.
Der Nahverkehr ist dann am wirtschaftlichsten und erfolgreichsten, wenn man allen Fahrgästen einen einfachen und attraktiven Zugang gewährt. Das Versteckspiel hinter irgendwelchen Prozentsätzen und Zahlen weist nur daraufhin, dass man nicht bereit ist, sich für Veränderungen zu engagieren.
Bild: Sven Stei?nke
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