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Hamburg ist mehr als die Kernstadt

14.02.19 (Hamburg, Kommentar, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) Autor:Stefan Hennigfeld

Seit seiner Gründung vor über fünfzig Jahren ist der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) mehrfach erweitert worden. War es einst ein Einheitsfahrschein für Hochbahn und Bundesbahn an der Waterkant, kann man im Verbundraum heute aus der Stadt bis weit in die Region fahren. Nun kommt eine neuerliche Erweiterung hinzu und ich sage: Zurecht! Das Mobilitätsverhalten der Menschen hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich geändert.

Und wo die Menschen noch vor einer oder zwei Generationen vor Ort gelebt und gearbeitet haben, müssen heute viele in Hamburg ihrem Broterwerb nachgehen. Der angespannte Wohnungsmarkt sorgt allerdings dafür, dass es nicht selten sinnvoller ist, nicht direkt in die Stadt zu ziehen, sondern jeden Tag ein- und auszupendeln.

Die Erkenntnis ist ja im Grunde trivial: Es kann nicht jeder in der Innenstadt wohnen und wer die Lebensqualität des ländlichen Raumes nicht vermissen möchte, dem bleibt ebenfalls oft nichts anderes übrig. Wenn man jetzt also das anfallende Verkehrswachstum auf die Schiene bringen will, dann muss diese sich attraktiv machen. Ja, es ist notwendig, ausreichende Kapazitäten vorzuhalten.

Der Verkehr für Ein- und Auspendler muss in einem angemessenen Takt erfolgen und die Gefäßgröße muss sich der Nachfrage anpassen. In einem überfüllten Zug zu stehen ist für viele noch unangenehmer als der morgendliche Stau auf der Autobahn. Aber es muss auch eine vernünftige Tarifierung geben: Mit dem Bus zum Zug und in Hamburg mit der U-Bahn weiter?

Wer möchte da mehrere Tickets vorhalten müssen, weil ab da und da der HVV-Tarif gilt, aber vorher irgendwas anderes. Das ist zu kompliziert und dann fahren die Leute gleich mit dem Auto. Öffentliche Verkehrsmittel müssen intuitiv nutzbar sein. Auch der Fahrschein, der immer öfter mit dem eigenen Smartphone gekauft wird, muss dem Verbundgedanken folgen.

Das Auto kann man nämlich einfach nehmen und drauflos fahren. So muss das bei Bussen und Bahnen auch sein. Wie wichtig das ist, sieht man an der Waterkant durch die ständigen Erweiterungen des HVV-Gebietes. Natürlich gehen damit Umstellungen einher, aber am Ende war jede Erweiterung ein Erfolg. Und wir sehen auch an Regionen wie Stuttgart oder München, dass die regelmäßigen Erweiterungen der Verbundräume eine Großstadt und ihr Umland näher zueinander bringen.

Das Konzept, das hinter dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg steht zeigt zudem, dass man sehr wohl schwach besiedelte Regionen mit einer Millionenmetropole unter einen Hut bringen kann. Jetzt muss man das ganze allerdings auch mit Leben füllen: Durch steigende Regionalisierungsgelder gibt es die Möglichkeit, mehr Zugleistungen rund um Hamburg zu bestellen.

Die Infrastruktur muss fit für das 21. Jahrhundert gemacht werden, um zusätzliche Verkehrsströme aufnehmen zu können. Gleichzeitig muss man sicherstellen, dass die Eisenbahnunternehmen auch personalmäßig klarkommen und die steigende Nachfrage abdecken können. Dann steht dem Erfolg nichts im Wege.

Siehe auch: HVV: Erweiterungsverträge unterzeichnet

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