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NRW: Qualitätsbericht für 2017 erschienen

16.07.18 (Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Das beim Aufgabenträger Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) angesiedelte Kompetenzzentrum integraler Taktfahrplan (KC ITF) hat seinen aktuellen Qualitätsbericht für den SPNV in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2017 publiziert. Auf insgesamt 64 Seiten wird die Qualität des Betriebs und der Infrastruktur zwischen Rhein und Weser zusammengefasst. Auftraggeber für das Bielefelder Kompetenzzentrum ist das Landesverkehrsministerium aus Düsseldorf.

„Der Bericht zeigt nicht nur die angespannte Situation im Schienenpersonennahverkehr in NRW auf. Er stellt auch die vielfältigen Ursachen für Qualitätseinbrüche zusammen und bietet zahlreiche Handlungsansätze. Er ist also die Diskussionsgrundlage für Politik, Meinungsbildner, Aufgabenträger, Infrastrukturbetreiber sowie Verkehrsunternehmen und somit Instrument für einen stabilen SPNV von morgen“, so Kai Schulte, Leiter des Kompetenzzentrums.

Die Pünktlichkeit der Nahverkehrslinien insgesamt ist 2017 rückläufig (NRW-weit waren rd. 87% alle Nahverkehrszüge pünktlich). Am stärksten betroffen sind die Regionalexpress-Linien (- 2,7 Prozentpunkte). Vor allem die stark nachgefragten RE-Linien zwischen Köln und Dortmund, RE 1 (Aachen – Köln – Hamm), RE 6 (Köln – Essen – Minden) und RE 11 (Düsseldorf – Hamm – Paderborn/Kassel) verkehren nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligten.

Ebenfalls am Ende der Pünktlichkeitsstatistik finden sich der RE 5 (Koblenz – Düsseldorf – Wesel) und RE 7 (Krefeld – Köln – Münster). Auch die Quoten der Regionalbahnen (- 2,2 Prozentpunkte) und S-Bahnen (- 0,7 Prozentpunkte) zeigen 2017 eine Abnahme der Pünktlichkeit. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Seit Jahren beeinträchtigen Trassenkonflikte v. a. mit Fernverkehrszügen und Kapazitätsengpässe insbesondere auf den Hauptverkehrsachsen den täglichen Betrieb.

Die Strecke Köln – Düsseldorf – Essen – Dortmund ist ein seit Jahren fast durchgehend überlasteter Schienenweg. Eine Zunahme der Baustellen im Streckennetz und das Fehlen leistungsfähiger Fahrweg-Alternativen führen zu einer weiteren Überlastung der Infrastruktur. Gerade auf den zuvor genannten RegionalExpress-Linien ist das Verspätungsrisiko aufgrund der langen Linienverläufe sehr hoch. Für den Abbau einmal eingefahrener Verspätungen ist bei der dichten Zugfolge gerade auf den Hauptstrecken oftmals kein Platz.

All diese Probleme erfordern eine gemeinsame Antwort aller Beteiligten für eine positive Entwicklung. Auch im vergangenen Jahr haben vor allem Baustellen und fehlendes Personal bei mehreren Verkehrsunternehmen zu einer anhaltend hohen Zahl an Zugausfällen geführt. Baustellen in Düsseldorf und Köln, in Wuppertal und auf der linken Rheinstrecke rund um Bonn haben 2017 für die Fahrgäste des Regionalverkehrs Haltausfälle, Umleitungen und Busersatzverkehre bedeutet.

Das Ersatzkonzept rund um den Bau des neuen Elektronischen Stellwerks in Wuppertal hat gezeigt, dass sich Folgen für die Fahrgäste nur bei gemeinsamer Anstrengung der Aufgabenträger, Verkehrsunternehmen und Infrastrukturbetreiber verträglich abfedern lassen. Da auch in den nächsten Jahren der Schienenverkehr in Nordrhein-Westfalen maßgeblich durch die anstehenden Baumaßnahmen im Streckennetz beeinflusst werden wird, wird die Ausarbeitung leistungsfähiger Ersatzkonzepte eine wichtige Aufgabe aller Beteiligten in den kommenden Jahren bleiben.

Weil den Verkehrsunternehmen kurzfristig zu wenig Personal für den Betrieb zur Verfügung stand, fielen auch 2017 kurzfristig viele Fahrten aus. Eine nachhaltige Personalgewinnung der Verkehrsunternehmen bedarf daher weiterer Anstrengungen. Für einen landesweiten barrierefreien Zugang zum Nahverkehr sind in den vergangenen Jahren bereits viele Maßnahmen für die Harmonisierung der Infrastruktur und der Fahrzeuge umgesetzt bzw. vorbereitet worden.

Einen wesentlichen Beitrag hierzu wird in den kommenden Jahren der Rhein-Ruhr-Express leisten. Der sukzessive Einsatz der neuen RRX-Fahrzeuge mit niveaugleichem Einstieg und der parallele Ausbau der Infrastruktur werden einen durchgehend barrierefreien Einstieg auf wichtigen RE-Linien, u.a. RE 1, RE 5 und RE 6, gewährleisten.

Die Unternehmen Abellio und National Express werden die Leistungen aufnehmen, die Fahrzeuge werden bei Siemens in Dortmund instandgehalten. Auch auf dem S-Bahnnetz gehen mit Abellio und der Eurobahn neue Betreiber an den Start. Die Kölner Linien werden in den kommenden Jahren neu vergeben – es bleibt also spannend.

Siehe auch: Probleme ansprechen und lösen

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