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Probleme ansprechen und lösen

16.07.18 (Kommentar, Nordrhein-Westfalen) Autor:Stefan Hennigfeld

Ja, es gibt Probleme zwischen Rhein und Weser. Die Infrastruktur verfällt, man sieht es an zahlreichen defekten Bahnübergängen oder Weichen. Man frage mal bei National Express nach, wie oft deren Züge zwischen Neuss und Krefeld an kaputten Bahnübergängen Zeit verlieren. Zeit, die dann dafür sorgt, dass die Züge verspätet in den Knoten Köln kommen und dort wiederum für Chaos sorgen.

Überhaupt: Die vielen eingleisigen Abschnitte auf dem Dieselnetz sind ein Problem. Die Züge schwimmen innerhalb Kölns im S-Bahnnetz mit. Probleme dort strahlen bis weit in die Region hinein, wo sie wegen vieler eingleisiger Abschnitte nicht einfach rausgefahren werden können. Einige Stunden später kommen sie dann wie ein Bumerang zurück in den Hauptbahnhof. Wenn einmal der Wurm drin ist, dann richtig.

Umso wichtiger ist, dass man bei der Knotenanalyse Köln so vorgegangen ist, dass unterschiedliche Projekte jeweils unabhängig voneinander umgesetzt werden und ihren Nutzen entfalten können. So ist der Plan. In der Realität muss man leider sagen, dass die Knotenpunktanalyse Köln jetzt seit über sechs Jahren vorliegt und der große Wurf ausbleibt. Die bislang getätigten Leistungsausweitungen waren größtenteils ohne aufwendige Infrastruktur-Ausbauten möglich – und auch notwendig.

Und wir alle wissen, was für ein Chaos entsteht, wenn pünktliche Regionalzüge wegen verspäteter Fernzüge warten müssen. Gerade auf dem Korridor zwischen Hamm, Hagen und Wuppertal tritt diese Problematik ständig auf, ebenso zwischen Dortmund, Essen und Duisburg: Warum haben die Fernzüge dort Vorrang, gerade wenn sie aus Süddeutschland kommend in Dortmund oder aus Berlin kommend in Köln enden?

Mit welchem Recht entscheiden die Verantwortlichen bei DB Netz regelmäßig, dass ein mit wenigen Leuten besetzter, verspäteter Fernzug Vorrang vor einem gut besetzten Regionalexpress hat, in dem mehrere hundert Berufspendler zur Arbeit oder in den Feierabend wollen? Umso wichtiger ist es, dass Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen aus dem SPNV es 2017 geschafft haben, mit ihrer Initiative Wir-Machen-Das ein gemeinsames Sprachrohr ins Leben zu rufen.

Ich bin mir sicher, dass man auch bei DB Regio um die Problematik Bescheid weiß und aller Konzernverbundenheit zum Trotz hier einer Meinung mit NVR, VRR, National Express, Abellio und der Eurobahn ist – DB Netz und DB Fernverkehr sind hier nicht die natürlichen Verbündeten, im Gegenteil. Und so muss die Nahverkehrsbranche mit einer Stimme sprechen: Der Politik gegenüber, den Stakeholdern aus anderen DB-Konzernbereichen und der Bundesnetzagentur.

Denn im Zweifel wird die es sein, die dafür Sorge tragen muss, dass der pünktliche Regionalverkehr fahren darf, auch wenn DB Fernverkehr es einmal mehr nicht geschafft hat, seine Züge aus anderen Teilen der Republik in die Metropolregion Rhein-Ruhr zu bringen. Die notwendigen Erkenntnisse sind alle da. In den nächsten Jahren müssen nun Ergebnisse her – sei es auf dem diplomatischen oder auch auf dem juristischen Weg.

Siehe auch: NRW: Qualitätsbericht für 2017 erschienen

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