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Wieder Herr der Lage werden

19.10.17 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Natürlich ruhen sich einige Leute immer gerne darauf aus, dass öffentliche Verkehrsmittel im Durchschnitt angeblich nicht gefährlicher sein sollen als der übrige öffentliche Raum. Und wenn die Anzeigenbereitschaft niedrig ist, dann kann man dieses Mantra ständig wiederholen, denn eine mögliche Dunkelziffer ist ja stets Spekulation. Das reicht aber nicht! Es muss auch im Eisenbahn- und ÖPNV-Bereich eine aktive Beteiligung an intensiver und umfassender Kriminalitätsabwehr geben.

Seit dieser Woche gibt es in London eine ganze Reihe gemeinsamer Veranstaltungen, die von der Polizei und TfL organisiert werden, weil man erkannt hat, dass man nur gemeinsam etwas ausrichten kann. So muss das auch hier bei uns in Deutschland werden. Die verschiedenen Polizeien müssen intensiv zusammenarbeiten und die Verkehrsverbünde und -unternehmen haben ihren Teil beizutragen.

Es ist daher richtig, dass Verfügungsstreifen so ausgeschrieben werden, dass bei der Dienstgestaltung nicht mehr darauf geachtet werden muss, welches Verkehrsunternehmen gerade fährt. „Die Bundesbahn“ betreibt längst nicht mehr alle Züge, aber wer für die Sicherheit verantwortlich ist, kann ohne weiteres aus der Eurobahn zu Abellio und weiter zu DB Regio oder National Express umsteigen.

Jetzt muss man aber den nächsten Schritt machen: Die Kommunalmonopolisten müssen sich beteiligen. Es ist dann unerheblich, ob der Zug vielleicht auch von der Rheinbahn oder den Dortmunder Stadtwerken gefahren wird. An den Hauptbahnhöfen sieht man ja bereits heute, dass sowohl der Vorplatz als auch die Stadtbahnanlagen als eine Einheit wahrgenommen werden.

Hier ist es, wie bei der Taktintegration von kommunalem Verkehr und SPNV, Sache der Politik sicherzustellen, dass auch Stadtwerke mit Eigenleben sich an gemeinsamen Sicherheitsdiensten beteiligen und zumindest zulassen, dass betreiberübergreifende Sicherheitsdienste auch in den Bussen und Bahnen unterwegs sein können, die nicht dem SPNV zuzurechnen sind.

Und auch die Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt, Orts- und Bundespolizei muss auf politischer Ebene geregelt werden, weil man ja inzwischen weiß, dass es in den Städten und Kreisen oftmals nicht funktioniert. Dann kann man die Sicherheit im öffentlichen Raum eben nicht irgendwelchen inkompetenten Bürgermeistern oder Dorfschulzen überlassen, sondern muss von oben klar sagen, wie es gemacht wird.

In Nordrhein-Westfalen werden solche Themen auch bei der sich in den nächsten Wochen konstituierenden Bosbach-Kommission sein, deren Einrichtung der neue Minsterpräsident Armin Laschet (CDU) im Wahlkampf angekündigt hat. Da wird es um die Frage gehen müssen, wie man unter Beteiligung auch der Eisenbahnbranche eine funktionierende Kriminalitätsabwehr hinbekommt und das geht nur wenn die notwendige Zusammenarbeit von oben angeordnet wird. Das ist der Schlüssel für eine effektive Problemlösung. Denn nur wenn die verschiedenen Institutionen nach außen als Einheit auftreten, können sie wieder Herr der Lage werden.

Siehe auch: VRR setzt Verfügungsstreifen fort
Bild: Free-Photos

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