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Aartalbahn: Aktuelles zur Reaktivierung

24.06.21 (Hessen, Rheinland-Pfalz) Autor:Stefan Hennigfeld

Auf Einladung des Verkehrsdezernats und dem Mobilitätsdienstleister der Landeshauptstadt Wiesbaden, ESWE Verkehr, fand in diesem Monat eine Online-Informationsveranstaltung zur Reaktivierung der Aartalbahn statt. Sie diente neben der Präsentation erster Inhalte und Zeitpläne vor allem dazu, bestehende Fragen aus der Bevölkerung aufzugreifen und zu beantworten.

In seinem einleitenden Impulsvortrag stellte Verkehrsdezernent Andreas Kowol, die besonderen Eigenschaften der alten Aartalstrecke heraus, die unter Denkmalschutz steht: Eine Streckenlänge von Wiesbaden bis Diez über rund 54 Kilometer. Davon liegen rund 15 Kilometer im Wiesbadener Bereich, etwa 25 Kilometer dem Rheingau-Taunus-Kreis und die restlichen 14 Kilometer im rheinland-pfälzischen Rhein-Lahn-Kreis.

Die Strecke verläuft eingleisig, ist nicht elektrifiziert und gilt als sogenannte Nebenbahn. Die Streckenbeschaffenheit mit engen Kurven lässt nur kurze Personenzugwagen zu. 1999 wurde der Güterverkehr auf dem letzten Teilstück eingestellt. vEine Reaktivierung der Strecke wurde bereits mehrfach geprüft. Basierend auf einem Beschluss des Wiesbadener Ausschusses für Planung, Bau und Verkehr vom 3. November 2020 wurde der Magistrat gebeten, Gespräche mit allen beteiligten Partnern zu führen.

Dabei sollen Möglichkeiten einer Wiederinbetriebnahme der Strecke geprüft werden. Dies allerdings unter besseren Voraussetzungen als zuvor. Denn einerseits haben sich die Grundlagen für die Reaktivierung von stillgelegten Bahnstrecken in Deutschland entscheidend verbessert. Andererseits haben sich auch die siedlungsstrukturellen Rahmenbedingungen geändert: Entlang der Bahnlinie sind neue Baugebiete entstanden und das Angebot an Anschlussverbindungen am Wiesbadener Hauptbahnhof wird stetig ausgebaut.

Zudem kann eine reaktivierte Aartalbahn eine wichtige Lösung darstellen, um den Verkehr zwischen Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis umweltgerechter zu gestalten. Im Schnitt fahren täglich 60.000 Fahrzeuge über den Taunuskamm in Richtung Wiesbaden – Tendenz steigend. Als zwei wichtige Hauptziele einer erneuten Nutzung der Aartalstrecke nannte Jörg Gerhard, Geschäftsführer ESWE Verkehr, die Punkte: Entlastung Wiesbadens von hohem Durchgangsverkehr sowie eine Schienenanbindung der Kreisstadt Bad Schwalbach.

Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie für die Streckennutzung ausgeschrieben. Dafür ist der RMV zuständig. Die Studie wird Entscheidungsgrundlage für das Projekt werden. Geplant ist, die Analyse im zweiten Quartal 2022 abzuschließen. In der Online-Informationsveranstaltung wurden viele Fragen von Zuschauern gestellt und von den Referenten beantwortet. So auch die Frage nach der Antriebsart der Bahnen. Hierbei bezog Jörg Gerhard von ESWE Verkehr Stellung: „Wir müssen die Strecke nicht durchgehend elektrifizieren. Für die Triebwagen schauen wir uns innovative Antriebsarten wie zum Beispiel Wasserstoff an.“

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