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Hoher Personalbedarf auch bei DB Regio

15.10.20 (Verkehrspolitik) Autor:Stefan Hennigfeld

Bislang waren auch deshalb besonders häufig Wettbewerbsbahnen von den Personalproblemen betroffen, weil DB Regio als ehemaliger Monopolist noch immer Leistungen abgegeben hat. Auch im Dezember 2019 gingen Aufträge von DB Regio an die Konkurrenz, sodass das Marktvolumen zwar insgesamt gestiegen ist, DB Regio aber weniger Zugkilometer fahren musste.

Das wird sich in den kommenden Jahren ändern. Wenn große Netze bei DB Regio bleiben oder, wie demnächst in Niedersachsen, von einer Wettbewerbsbahn an DB Regio zurückgehen, dann wird sich auch hier das Bild ändern: Denn dann werden die Wettbewerber ihrerseits versuchen, möglichst viele Mitarbeiter im Unternehmen zu halten, während DB Regio dann anderweitig nach neuen Angestellten Ausschau halten muss.

Und dann wird man sehen, dass es mitnichten „die Privatbahnen“ sind, die womöglich wegen schlechter Löhne niemanden finden, sondern dass der Marktführer von den Problemen ebenso betroffen ist – es kochen nämlich alle nur mit Wasser. Und so manch ein Abgeordneter im Bundestag oder im Landtag, der zwar von der Organisation der Eisenbahn nur wenig weiß, aber ernsthaft in Sorge um die SPNV-Qualität in seinem Wahlkreis ist, der wird sich wundern, dass auch „die Bundesbahn“ es nicht besser kann.

Deshalb waren die seit letztem Jahr getroffenen Maßnahmen, gemeinsam auf Personalsuche zu gehen richtig, denn wenn man ein gemeinsames Produkt auf die Beine stellen möchte, dann klappt das nur, wenn man sich die Mitarbeiter nicht gegenseitig abwirbt, sondern für eine insgesamt dickere Personaldecke sorgt. Hier sind auch die Aufgabenträger gefragt: Diese sparen mit jedem Zugausfall bares Geld und in den letzten Jahren wurden nicht unerhebliche Beträge der Regionalisierungsgelder nicht ausgegeben.

Hier sind die Aufgabenträger gefordert, Angebote auszusortieren, bei denen man erkennbar sieht, dass der Zugkilometer nicht zu dem Preis produziert werden kann, zu dem er durch das Eisenbahnverkehrsunternehmen an den Aufgabenträger verkauft wird. Man muss Unterkostenpreise wirksam verhindern: Der Wettbewerb ist erfolgreich, er darf aber nicht ruinös werden.

Die Aufgabenträger müssen also sicherstellen, dass beispielsweise die Ausbildungskosten bereits beinhaltet sind. Außerdem sind die Regionalisierungsgelder durch den Bund nicht nur dynamisiert, um jährlich höhere Budgets zu haben, sondern auch um gestiegene Kosten auf Seiten der Betreiber aufzufangen. Das ist notwendig, um sicherzustellen, dass langfristig ausreichend Bieter im Markt sind – denn nur mit einem angemessenen Marktdruck kann man die Erfolge des Wettbewerbs realisieren und geringere Preise erzielen.

Und am Ende kann auch DB Regio erfolgreich am Marktgeschehen teilnehmen. Jetzt wird man sehen, wie der DB-Konzern die Personalprobleme lösen wird. Denn DB Regio ist kein besserer, aber auch kein schlechterer Arbeitgeber als andere Bahnunternehmen. Die Eisenbahn ist insgesamt ein guter Arbeitgeber. Das gilt es zu kommunizieren.

Siehe auch: Donau-Isar-Netz geht an DB Regio

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