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VRR: Next-Ticket geht in Runde 2

21.06.18 (VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) geht mit seinem neuen Modell Next-Ticket in die zweite Runde. Gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen Verkehrsministerium führt man nun den Kilometertarif ein. In der ersten Testphase wurden die Fahrten nach dem bestehenden VRR-Tarif abgerechnet. Nun geht der Test mit dem Kilometertarif in die zweite Phase.

Ziel ist es, Tarifstrukturen zu vereinfachen und Kunden den Zugang zum Nahverkehr zu erleichtern. Im Beisein von Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) erläuterte VRR-Vorstand José Luis Castrillo in dieser Woche auf einer Sonderfahrt mit der Straßenbahnlinie 302 der Bogestra AG den neuen elektronischen Tarif. Mit Next-Ticket reagiert der VRR auf die veränderten Anforderungen, die Kunden heute und perspektivisch an den Nahverkehr haben.

Hierzu gehören insbesondere digitale Tarifmodelle, die auf Nutzerbedürfnisse zugeschnitten sind und einen einfachen Zugang zum Nahverkehr ermöglichen. Das Pilotprojekt wird vom Ministerium für Verkehr mit 600.000 Euro aus dem Haushalt der schwarz-gelben Landesregierung gefördert. „Die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft prägt und verändert im besonderen Maße auch den ÖPNV“, sagte Minister Hendrik Wüst.

Wüst: „Mit der ‚ÖPNV-Digitalisierungsoffensive NRW‘ ist Ende vergangenen Jahres eine gute Grundlage geschaffen worden, um den digitalen Wandel auch für den ÖPNV zu nutzen. Next-Ticket ist ein wegweisendes Pilotprojekt für ein zeitgemäßes und kundenfreundliches ÖPNV-Angebot. Auch die Projekte, die in den anderen nordrhein-westfälischen Verbünden angestoßen wurden, sind Teil eines Prozesses hin zum verbundübergreifenden eTarif.“

„Tarife und Tarifgrenzen sind für Nahverkehrskunden immer wieder ein komplexes Thema. Egal ob innerhalb eines Verbundes oder zwischen Verbünden. Der VRR versucht, das bisher nötige Detailwissen über das Tarifsystem automatisiert und im Hintergrund durch die technischen Systeme abzulösen“, sagte VRR-Vorstand José Luis Castrillo.

Einen ersten Schritt, um Nahverkehrskunden den Zugang zum ÖPNV zu erleichtern, hat der Verbund mit der Entwicklung von Next-Ticket bereits getan. Gemeinsam mit dem Verkehrsminister fiel im Februar der Startschuss für die Phase 1 des Praxistests. Mit rund 25.000 Fahrten, die die Testteilnehmer unternommen haben, blickt der VRR bisher auf einen äußerst positiven Verlauf zurück. Die Abrechnung der Fahrten über den Kooperationspartner Bogestra AG verlief reibungslos. Auch erste Ergebnisse aus der Marktforschung sind zufriedenstellend. Rund 3.000 Testteilnehmer haben sich zu einer Befragung durch die Marktforschung bereit erklärt.

„Wir haben eine Rücklaufquote von über 50 Prozent der Fragebögen. Das zeigt uns, dass die Fahrgäste das Angebot mitgestalten möchten und sich aktiv einbringen. Die bisherige positive Resonanz auf den Praxistest stimmt den VRR zuversichtlich. Mit dem umfangreichen Feedback der Kunden kann der Verbund seine aktuellen digitalen Services und Informationsdienste entsprechend ihren Erwartungen weiterentwickeln“, so Castrillo weiter.

Seit dem 1. Juni läuft beim VRR die zweite Next-Ticket-Phase. Preisstufen spielen nun keine Rolle mehr – Fahrgäste zahlen immer nur die Leistungen, die sie tatsächlich auch in Anspruch nehmen. Bis Ende August erfasst die Next-Ticket-App Fahrten bzw. Fahrtenketten und berechnet automatisiert den Preis für die zurückgelegten Kilometer. Das bedeutet allerdings auch, dass einzelne Strecken durchaus teurer werden können.

Der Fahrpreis setzt sich aus einem Festpreis zwischen 1,40 und 1,45 Euro pro Fahrt und einem Leistungspreis in Höhe von zwanzig Cent pro gefahrenem Kilometer zusammen. Fahrgäste müssen nicht mehr überlegen, welches Ticket das richtige für sie ist. Sie können Bus und Bahn spontan nutzen, wo und wann sie wollen. Bevor sie in ein öffentliches Verkehrsmittel einsteigen, checken die Fahrgäste über die App ein. Wenn das Ziel erreicht ist, checken sie wieder aus.

Beim Umsteigen ist kein weiterer Check erforderlich. Bis zu fünf Personen können auf einem Account mitfahren. Die Anzahl der Personen wird vor dem Check-in eingegeben. Bei mehreren Mitfahrern fallen für diese auch die jeweiligen Fest- und Leistungspreise an. Mitgenommene Kinder bis 14 Jahre zahlen pauschal 99 Cent in der zweiten Klasse. Der VRR hat in seinen Kilometertarif eine Preisbegrenzung eingebaut. Fahrgäste zahlen nie mehr als 15,30 Euro pro Fahrt in der zweiten Klasse. Zudem ist jede fünfte Fahrt in der zweiten Klasse VRR-weit kostenlos.

Siehe auch: Der Kollege Computer macht das schon
Foto: Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR

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