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Der Kollege Computer macht das schon

21.06.18 (Kommentar, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Wenn man sich das Tarifsystem des VRR anguckt und auch weiß, wo es herkommt, dann sieht alles ganz logisch aus: Es gab mal das Preisstufensystem A, B und C und im Rahmen verschiedener Strukturreformen wurde das weiter ausdifferenziert. Jetzt kommt aber jemand in die Region und möchte mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Welches Ticket ist das richtige? Natürlich kann man über Start- und Zielpunkte daran kommen, aber es nicht einfacher und bequemer, wenn ich mich einfach einlogge und der Kollege Computer macht den Rest automatisch?

Wenn das Next-Ticket jetzt nicht mehr einfach den klassischen Tarif abrechnet, sondern kilometerbasiert, dann hat man zudem deutlich mehr Preisgerechtigkeit. Soll die Fahrt über vier Bushaltestellen in Düsseldorf wirklich das gleiche kosten wie zwei Stationen mit dem Regionalexpress und noch zwanzig Minuten U-Bahnfahrt? Natürlich muss man der Durchschaubarkeit des Tarifs zuliebe solche Dinge einkalkulieren, aber wenn alles intuitiv und automatisiert abläuft, braucht man das nicht mehr.

Wenn dann die Bestpreisabrechnung am Ende guckt, ob sich mehrere Einzelfahrscheine, ein Vierer- oder Zehnerticket oder vielleicht sogar eine Monatskarte lohnt, dann kann ich mich entspannt zurücklehnen und weiß, dass ich am Ende nicht aus Versehen mehr bezahle als nötig. Alles was ich brauche ist eine einmalige Registrierung und mein Smartphone.

Jetzt gibt es natürlich Leute, die sagen „Ach, ich fahre so selten, das lohnt sich nicht.“ Aber gerade die sind angesprochen. Gerade wer nur zweimal im Monat oder alle sechs Wochen mal fährt, sollte sich für die Next-Ticket-Nutzung anmelden. Denn wer jeden Tag zur Arbeit und zurück fährt, der hat ohnehin seine Zeitkarte in der Tasche. Dieser könnte allenfalls statt einer Chipkarte ein auf dem Smartphone hinterlegtes Ticket haben, denn da ist klar, dass am Ende sowieso die Flatrate das wichtigste ist.

Aber diese Flatrate braucht eben nicht jeder und gerade die Gelegenheitsfahrer sind die Kundengruppe, die man einerseits für Bus und Bahn gewinnen will, die aber andererseits wegen fehlender Tarifkenntnisse auch die größten Zugangshürden zum für sie unbekannten System haben. Und ja, es gibt durchaus Dinge, die für Außenstehende schwer nachvollziehbar sind.

Wer mit dem Zug von Dortmund-Hörde nach Witten-Annen fährt, der hat beim Einstieg auf den Zügen der Eurobahn große Aufkleber: Erst einsteigen, dann bezahlen. Der Vertrieb erfolgt über Automaten im Zug. Wer auf dem Rückweg das gleiche machen will, ist aber bereits Schwarzfahrer. Hier fährt DB Regio in einem anderen Verkehrsvertrag mit anderen Regelungen zum Thema Fahrscheinverkauf.

Und was mache ich, wenn so ein Fahrscheinautomat mal wieder kaputt oder verklebt ist? Gerade an kleineren Bahnhöfen, wo es oft nur einen einzigen gibt, kann das zum Problem werden. Eins steht fest: Unsere Gesellschaft wird digitaler und dazu gehören auch öffentliche Verkehrsmittel. Ist deren Nutzung intuitiv möglich, dann werden die Leute es auch mal versuchen – das Next-Ticket ist aktiver Abbau von Zugangshürden. Gut so!

Siehe auch: VRR: Next-Ticket geht in Runde 2

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