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Stadler: Wechselkurse machen Probleme

26.06.15 (Allgemein, Schweiz) Autor:Max Yang

Stadler Rail verzeichnet im Jahr 2014 einen Rekord im Auftragseingang mit 2,9 Milliarden Schweizer Franken. Zusammen mit dem hohen Auftragseingang im Jahr 2013 konnte der massive Einbruch von 2011/2012 kompensiert werden. Wegen des erneuten Währungsschocks, den die Schweizerische Nationalbank Mitte Januar durch die Ende der Frankenfixierung ausgelöst hat, leidet das Unternehmen am starken Franken.

Die Expansion in die GUS-Staaten ist durch den schwachen Rubel und die international ausgesprochenen Sanktionen gegen Russland gebremst worden. Nach den schwachen Auftragseingängen in den Jahren 2011 und 2012 konnte sich Stadler 2014 gegenüber 2013 nochmals steigern. Der Auftragseingang lag knapp unter der Drei-Milliarden-Franken-Grenze und trägt dazu bei, dass in einem währungspolitisch schweren Umfeld die Auslastung der Standorte für die nahe Zukunft weitgehend sichergestellt werden konnte. Der Auftragseingang in Deutschland ging zurück, da einige große Ausschreibungen wie die S-Bahn Berlin verschoben wurden oder wie die RRX in Nordrhein-Westfalen an die Konkurrenz verloren gingen.

Highlight im vergangenen Jahr war der Zuschlag des SBB-Auftrages: Nach einer hart umkämpften Ausschreibung gewann Stadler Rail im Mai vergangenen Jahres das Rennen um 29 Eurocity-Züge. Das war ein wichtiger Meilenstein. Immerhin stößt man damit erstmals ins Highspeed-Segment bis 250 km/h vor. Die Mehrsystemzüge werden Zulassungen für die Schweiz, Italien, Deutschland und Österreich erhalten. Sie fahren durch den neuen Gotthard-Basistunnel und verbinden Frankfurt mit Mailand. Es handelt sich weltweit um den ersten einstöckigen Niederflur-Hochgeschwindigkeitszug. Das Auftragsvolumen beträgt rund 970 Millionen Franken. Achtzig Prozent der Wertschöpfung erfolgt in der Schweiz. Mit der Aufhebung des Mindestkurses vom Franken zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank wurden die Produkte von Stadler Rail erneut auf einen Schlag um gut zwanzig Prozent teurer. Stadler Rail sah sich durch den Preisschock gezwungen, die Kosten zu senken und die Arbeitszeit auf 45 Stunden zu erhöhen. Die Verhandlungen mit der UNIA über den GAV führte Inhaber Peter Spuhler persönlich.

Als weitere Maßnahme wurde Einkaufsvolumen vom Franken in den Euro verlagert, aber auch in Innovationen investiert. Die Verlagerung einzelner Aufträge aus High-Cost- in Low-Cost-Countries wird erst als allerletztes Mittel in Erwägung gezogen. Stadler Rail setzt alles daran, den Werkplatz Schweiz zu verteidigen. Nach den Problemen in den GUS-Staaten und im arabischen Raum drängt das Unternehmen künftig verstärkt nach Großbritannien und in die Vereinigten Staaten. Dort hat man in Texas bereits einen ersten Auftrag der öffentlichen Hand akquiriert und sucht gerade nach einem geeigneten Standort für eine Werkseröffnung. Damit wäre das Unternehmen durch lokale Produktion nicht mehr von einem extrem starken Franken betroffen.

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