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Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Mit gesellschaftlichen Entwicklungen mitgehen

02.06.14 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Sie, ja genau Sie meine ich. Der da gerade Zughalt liest. Lesen Sie auch auf dem iPad in der S-Bahn auf dem Weg zur Arbeit diesen Text? Aus Gesprächen mit Lesern weiß ich, dass das viele regelmäßig so machen. Die mobilen Endgeräte sind Teil unserer Gesellschaft geworden, das Internet in der Tasche und unterwegs ist Alltag und nicht mehr wegzudenken. Vieles ändert sich, anderes nicht: Die Neigung einiger Zeitgenossen, Kulturpessimismus zu verbreiten, wird es immer geben. So auch in diesem Bereich: Man sei nur noch auf sich gestellt, man rede nicht mehr mit anderen, das übliche eben. Ja, früher waren die Züge natürlich richtige Treffpunkte. Oder haben die Leute damals vielleicht Zeitungen und Bücher gelesen? So wie heute auch, nur eben jetzt in elektronischer Form und nicht mehr auf Papier und Druckerschwärze. Wenn wir alle über Umwelt- und Ressourcenschutz sprechen, dann muss man sich schon fragen, ob die analoge Zeitung aus Papier und Druckerschwärze da wirklich ein Modell der Zukunft ist oder ob es nicht eher in die andere Richtung geht?

Auf jeden Fall ist der Trend klar erkennbar und die ÖV-Branche tut seit einigen Jahren gut daran, sich dem anzuschließen. Das statische, ausschließlich zu Hause verfügbare Internet der Nullerjahre gehört fast schon ins Museum, heute geht man überall und allerorten online. Sei es zum Zughalt-Lesen oder sei es, um zu gucken, wann denn die Straßenbahn endlich kommt, die jetzt seit fünf Minuten auf dem Anzeiger als „Sofort“ markiert wird. Wobei man hier auch auf ökonomische Vernunft achten sollte. Dass die Verkehrsverbünde ihre eigenen Apps neben den Programmen der Deutschen Bahn haben, ist verständlich und angesichts der noch immer umstrittenen Vertriebsstrukturen in Deutschland aus deren Sicht auch richtig. Wenn aber die im Verbund organisierten Unternehmen zusätzlich anfangen, sich ihre eigenen Apps programmieren zu lassen, die dasselbe können, nur vielleicht rot oder silber statt grün oder gelb sind, dann geht das ganze in eine Richtung, die zwar ungeheuer viel Geld kostet, aber nicht mehr zielführend ist. Vor diesem Hintergrund muss man aufpassen, dass die App-Landschaft nicht zu zerklüftet wird.

Aber nicht nur die Apps sind wichtig, sondern auch der Internetempfang in den Zügen und an den Bahnhöfen. Hier tut sich seit diesem Jahr eine Menge bei der Bahn, so es zuvor über Jahre stets hieß, das sei alles nicht darstellbar, nicht finanzierbar, zu aufwendig und vieles mehr. Plötzlich hat man an den Bahnhöfen (wenn auch nur eine halbe Stunde am Tag) Zugang zum WLAN der DB AG. Auch in den Zügen wird das Angebot auf einmal ausgebaut und verbessert. Hat das vielleicht, auch wenn es keiner hören will, mit der neuen Konkurrenz durch den Fernbus zu tun? Hier wird ja oft damit geworben, dass man WiFi-Zugang im Bus hat, dass es Warteräume an Umsteigestellen gibt, wo man seine mobilen Endgeräte nutzen kann und dass auch immer ausreichend Steckdosen zur Verfügung stehen für die notorisch stromhungrigen Geräte. Hier zeigt sich, einmal mehr, dass mit steigendem Marktdruck auch die Qualität besser wird. Zum Wohle der Endkunden!

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