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Die Bahn wird mobil

17.04.14 (Fernverkehr, Kommentar) Autor:Max Yang

Regelmäßige Leser des Eisenbahnjournals Zughalt.de haben es mitverfolgt – beim Personenverkehr der Deutschen Bahn AG wird derzeit ein Sonderangebot nach dem anderen konzipiert. Natürlich, ab und zu gab es auch vorher Aktionen wie den Weltmeister-Pass. Alles in allem stag-nierte die Produktentwicklung aber lange. In den Neunzigern bewies die gerade zur AG umgeformte ehemalige Bundesbahn durchaus Unternehmergeist mit Experimenten, wenn man an das einst nur 15 Mark kostende Wochenendticket oder das anfangs nicht kontingentierte Guten-Abend-Ticket für ICE-Fahrten zu Randzeiten denkt.

Die Nullerjahre hingegen waren ein einziges Streichkonzert in Bezug auf InterRegio- und Intercity-Linien, während Innovationen eher auf exklusive Kundenkreise zielten. Man denke an den bahn.comfort-Status, der angesichts der sukzessive eingeführten Sammelfähigkeit von Sparpreisen (ehemals Dauer-Spezial), Länder-Tickets und SWT sowie QdL inzwischen relativ leicht zu erreichen ist. Aber ein Gelegenheitsfahrer, der die 2.000 Euro Umsatz erst einmal gemacht haben müsste, um die DB-Lounges zu nutzen, wird sich durch ein Vielfahrerprogramm kaum von der Straße auf die Schiene locken lassen. Außenstehende hatten bisweilen den Eindruck, man habe sich von dem einstigen Ideal einer Bundesbahn für alle verabschiedet und verfolge stattdessen die Strategie Rendite vor Marktanteil. Die Kunden zahlten zähneknirschend, wenn Mitfahrgelegenheiten mit deutlich weniger Komfort oder das grobmaschige Flugliniennetz keine Option waren.

Die Schlagzahl hat sich erst spürbar erhöht, nachdem die alte schwarz-gelbe Bundesregierung Anfang 2013 den Markt für Fernbuslinien liberalisierte und ein Netz von neuen Buslinien nun nicht nur Berlin mit Köln und Kiel mit München verbindet. Dass ein Internetzugang an DB-Bahnhöfen zumindest eine halbe Stunde am Tag kostenlos nutzbar ist, dass Sparpreise des DB-Fernverkehrs kurzfristiger gebucht werden können, dies sind endlich Innovationen, die nicht auf die „Spesenritter“ zielen. Der neue InterRegio-Express auf der Route Berlin-Hamburg ist ebenso für Familien, Studenten und generell preisbewusste Reisende konzipiert, die mehr Wert auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis legen als auf Tempo oder hohen Komfort. Und die Gold BahnCard 25 war ein Experiment, mutig wie einst das Wochenendticket, das man aus Fahrgastsicht nur begrüßen kann.

Doch liegt es jetzt auch an der Politik, die Innovationskraft der DB nicht wieder erlahmen zu lassen. Die vom Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV) kürzlich wieder bekräftigte Forderung nach einer „Gleichbehandlung“ von Bus und Bahn, die wohl auf eine Maut für Fernbusse hinausliefe, ist abzulehnen, zumal keiner eine Eisenbahnfahrzeugsteuer fordert. Ein Fahrgastverband sollte vorurteilsfrei an die Entwicklung herangehen – keineswegs werden die Busse das Ende der Eisenbahn einläuten, wie sie es auch im europäischen Ausland nicht getan haben. Der Wettbewerb aber hilft beiden Verkehrsmitteln dabei, ihre Potentiale auszuschöpfen. Wer wirklich die Interessen der Fahrgäste vertreten will, sollte nun Farbe bekennen.

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