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Bayern als Vorbild

14.02.13 (Bayern, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Es gibt einen branchenweiten Runden Tisch, an dem tatsächlich beide Gewerkschaften beteiligt sind und nicht nur die: Die DB AG ebenso wie die Wettbewerbsbahnen und Verbände. Soweit ist man in anderen Ländern leider noch lange nicht, dabei sind die Probleme überall gleich: Immer mehr Eisenbahner gehen in Rente, die Zahl der Schulabgänger sinkt und die Zeiten, dass sich auf jede freie Stelle ein Heer an Arbeitslosen beworben hat, die sind lange vorbei.

Die Branche muss sich als Arbeitgeber attraktiv machen und dabei geht es um ganz handfeste Dinge: Jeder kriegt mit, wenn ein Zug ausfällt, weil nicht genügend Triebfahrzeugführer vorhanden sind. Wenn in Werkstätten nicht mehr ausreichend Personal da ist, um für die Instandhaltung der Züge zu sorgen, wenn Vandalismusschäden über Wochen nicht entfernt werden, dann gehört das zu den wenigen Themen im Eisenbahnsektor, für die sich dann auch ausnahmsweise mal Tageszeitungsautoren interessieren. Hier muss man ansetzen: Wenn alle an einem Strang ziehen, dann kommt zwar nicht automatisch was gutes dabei raus, aber die Chancen, bestimmte Probleme zu lösen, steigen enorm.

Wenn man sich stattdessen anguckt, wie es andernorts aussieht: Gewerkschaften treiben Hetze gegen Aufgabenträger, schüren Existenzängste („Wenn die Hersteller die Züge warten, dann stellen die nur Leiharbeiter für 6,40 die Stunde ein“) und erwecken den Eindruck, dass man es mit zwielichtigen Unternehmen zu tun hätte. Gute Mechatroniker werden sich dreimal überlegen, ob sie nicht bessere Wirkungsstätten finden können, wenn mit Penetranz solcherlei Gerüchte verbreitet werden. Obwohl, wenn man sich einmal etwas genauer die Zustände ansieht, dann tauchen schon Dinge auf, die so nicht in Ordnung sind: Lohngefälle im Stadtbussektor, viele Wettbewerbsbahnen rühmen sich damit, Leute auszubilden, Zugangsvoraussetzung ist aber der Bildungsgutschein vom Arbeitsamt.

Das Wichtigste ist zunächst einmal, dass die Unternehmen sich allesamt ihrer Verantwortung bekennen. Das bedeutet eben nicht nur entweder ausgebildete Leute zu übernehmen oder nach dem Prinzip „sponsored by Arbeitsamt“ vorzugehen, sondern selbst in ihren Nachwuchs zu investieren. So bindet man auch Leute ans Unternehmen: Ein dreißig Jahre alter Mann, der zwar nicht arbeitslos, aber mit seinem Beruf unzufrieden ist, der kriegt keine Hilfe vom Arbeitsamt, wenn er Triebfahrzeugführer werden möchte. Der Eisenbahnbetreiber, der ihn auf eigene Kosten dazu macht, wird am Ende auch die loyaleren Arbeitnehmer haben.

Es gibt eben doch einen Unterschied, ob man aus der Arbeitslosigkeit irgendwo reingerutscht ist oder ob man persönlich vom Arbeitgeber gewünscht war. Die Deutsche Bahn als einer der größten Ausbilder Deutschlands geht hier den richtigen Weg. Viele Wettbewerbsbahnen müssen da noch nachziehen. Es sind aber auch die Aufgabenträger gefordert: Teilweise werden bereits Ausbildungsquoten in den Vergabeverfahren gefordert. Das macht die Gesamtveranstaltung vielleicht teurer, aber es gewährleistet einen soliden Betrieb. Und darum geht es ja schließlich.

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