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VVO zieht Bilanz für 2011

08.06.12 (Sachsen) Autor:Niklas Luerßen

Der Zweckverband Verkehrsverbund Oberelbe (Z-VOE) hat auf seiner Verbandsversammlung am Donnerstag in Pirna eine positive Bilanz bei der Fahrgastentwicklung gezogen. Auch 2011 stiegen wieder mehr Personen auf Bus und Bahn um. „Insgesamt nutzten 204,7 Millionen Fahrgäste die Angebote der Verkehrsunternehmen im Verbund. Diese Steigerung um rund ein Prozent ist angesichts der demografischen Rahmenbedingungen ein gutes Ergebnis. Wenn auch die Einwohnerzahl Dresdens gestiegen ist, so sind die Zahlen für das Umland weiterhin rückläufig“, sagte Burkhard Ehlen, Geschäftsführer des Z-VOE. Das Jahresergebnis der Unternehmen im VVO liegt damit auch über dem allgemeinen Wachstum von 0,7 Prozent der im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zusammengeschlossenen ÖPNV-Unternehmen.

„Wir freuen uns besonders, dass es erneut gelungen ist, vor allem bei der Zahl der Stammkunden zuzulegen“, so Ehlen weiter. Die Anzahl der Vielfahrer stieg überproportional um 2,2 Prozent. Zu diesem Kundenkreis zählen neben Besitzern von Abo-Monats- und Jahreskarten die Inhaber eines Jobtickets, das von Jahr zu Jahr beliebter wird. „Allein in diesem Segment konnten wir einen Zuwachs von 25 Prozent im Vergleich zu 2010 verzeichnen.“

Inzwischen erhalten monatlich mehr als 11.500 Angestellte im gesamten Gebiet des VVO von ihren Arbeitgebern ein solches Ticket. Zu der positiven Entwicklung hat auch das JobTicket für die Bediensteten des Freistaats Sachsen beigetragen, von denen derzeit bereits 2.668 das Angebot nutzen. Auch Unternehmen und Institutionen wie die Ostsächsische Sparkasse und die Staats- und Universitätsbibliothek bieten ihren Mitarbeitern die Möglichkeit an, eine durch Zuzahlung des Arbeitgebers und der Verkehrsunternehmen ermäßigte Monatskarte zu erhalten.

Die Verbandsversammlung des Z-VOE hatte außerdem einstimmig beschlossen, die Fahrpreise zum 1. November 2012 anzupassen. Burkhard Ehlen betont: „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen wollen die Verkehrsunternehmen und der VVO für die Fahrgäste ein attraktives Angebot im Nahverkehr aufrecht erhalten. Aus diesem Grund ist eine Tarifanpassung notwendig.“

Die Preise steigen um durchschnittlich 4,4 Prozent. Die Einzelfahrten aller Preisstufen (PS) bleiben allerdings im Preis gleich. Die 4er-Karte zum Normalpreis wird von derzeit 7,20 Euro auf 7,50 Euro angehoben. Eine Einzelfahrt unter Nutzung der 4er-Karte kostet ab 01. November statt bisher 1,80 EUR nun 1,88 EUR. Die ermäßigten 4er-Karten werden um 20 Cent angehoben. Die 4er-Karten bleiben damit insbesondere für Gelegenheitsfahrer eine günstigere Alternative zur Einzelfahrt.

Die Tageskarten für Einzelpersonen werden in allen Preisstufen um 50 Cent erhöht. Die Familientageskarten werden zwischen 50 Cent, und 1,50 EUR teurer. Auch das NachtTicket wird um 50 Cent angehoben. Die Kleingruppenkarte für 5 Personen wird von 24,00 EUR auf 26,00 EUR angepasst. Die Tageskarten stellen dennoch weiterhin eine attraktive Alternative zum motorisierten Individualverkehr dar.

Des Weiteren erhöhen sich die Preise der Zeitkarten fast aller Preisstufen. Hierzu zählen Wochenkarten, Monats- und Abo-Monatskarten, 9-Uhr- und 9-Uhr-Abo-Monatskarten sowie Jahreskarten. So wird beispielsweise die Abo-Monatskarte für die Preisstufe A 1 (Tarifzone Dresden) um 2 Euro erhöht. Der Preis dafür beträgt dann 46 Euro statt bisher 44. Darüber hinaus erhöht sich der Preis der Fahrradmonatskarte für den Verbundraum um 1 Euro. Eine ursprünglich diskutierte deutliche Anhebung der ermäßigten Zeitkarten wurde bereits im Vorfeld der Sitzung durch die Vertreter der Landkreise und der Landeshauptstadt abgelehnt.

Die Tarifanpassung ist notwendig, damit die Verkehrsunternehmen trotz des hohen Kostendrucks das Leistungsangebot in der Substanz sichern und weiterhin in neue Fahrzeuge und besseren Service investieren können. Mit der Anpassung sollen unter anderem die zum Teil deutlichen Kostensteigerungen der Verkehrsunternehmen teilweise aufgefangen werden. Insbesondere die Preise für Energie sind seit 2011 um 10,6 Prozent gestiegen. In den letzten zwei Jahren sind zudem die Tariflöhne nach teils jahrelanger Enthaltsamkeit gestiegen. Der Tarifabschluss 2012 brachte zum Beispiel für die Unternehmen, die sich am Abschluss des Öffentlichen Dienstes orientieren, Lohnsteigerungen von 3,5 Prozent.

Ein weiterer Kostentreiber sind die nahezu ausbleibenden Fahrzeugförderungen. Demnach müssen die Busunternehmen in Sachsen ihre Fahrzeugflotten nahezu ungefördert erneuern. Dies hat zur Folge, dass das Fahrzeugdurchschnittsalter und somit auch die Instandhaltungskosten steigen. Die Unternehmen im VVO sind darüber hinaus stark von der Überarbeitung der Ausgleichszahlungen für den Schülerverkehr betroffen. Durch die Umverteilung zugunsten ländlicher Regionen in West- und Ostsachsen verlieren die Unternehmen in Dresden und dem Umland Einnahmen in Höhe von 2,1 Millionen EUR.

Trotz der Haushaltskonsolidierung investiert der Freistaat Sachsen weiterhin hohe Summen in den ÖPNV. Mit dem Ziel, das Umfeld des Nahverkehrs weiter zu verbessern, hat der VVO trotz reduzierter Eigenmittel zahlreiche Infrastrukturprojekte der Kommunen komplementär mitfinanziert. Dazu gehören die Übergangsstellen Bad Schandau und Klingenberg-Colmnitz, der Park+Ride-Platz Langebrück und der Busbahnhof in Heidenau. In diesem Jahr stehen weitere sechs Projekte an, die das Umsteigen auf Bahn und Bus attraktiver machen werden. Dazu gehören der Neubau des Busbahnhofs Meißen, der P+R Platz in Großröhrsdorf sowie der zweite Bauabschnitt am Bahnhof Freital Hainsberg.

Die Zweckverbandversammlung hatte darüber hinaus über den aktuellen Stand der Verhandlungen zum Betriebskonzept auf der Weißeritztalbahn informiert. Bevorzugte Variante des VVO ist der Betrieb des oberen Abschnittes an 40 Tagen im Jahr. Dazu ist ein Zwei-Zug-Betrieb vorgesehen. Zur Kostenkompensation wird das Fahrtangebot auf dem unteren Abschnitt auf fünf Fahrten täglich angepasst. „Durch die Konzentration auf die nachfragestarken Sommermonate sehen wir die Chance für einen wirtschaftlichen Betrieb“, betont Michael Geisler, Landrat des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Aufsichtsratvorsitzender des VVO.

Vor der Sitzung hatte die DB Netz AG dem VVO den Bau- und Finanzierungsvertrags für den Lückenschluss übersandt. Die Verbandsversammlung hat auf dieser Grundlage heute den VVO beauftragt, die Verhandlungen zum Bau der Gleisverbindung Sebnitz – Dolní Poustevna zügig abzuschließen und dem Verwaltungsrat zum Beschluss vorzulegen. Wesentlicher Bestandteil der Verhandlungen ist die geforderte Bestellgarantie für die Bahnverbindung Sebnitz – Bad Schandau für 20 Jahre sowie die Risikoübernahme für Kostensteigerungen. Nach Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung veranschlagt die DB Netz AG einen Zeitbedarf bis zur Inbetriebnahme von maximal 24 Monaten.

Die Zweckverbandsversammlung hat darüber hinaus den VVO und die DVB AG beauftragt, gemeinsam mit dem Landkreis Bautzen die Kosten und Nutzen einer Stadtbahnanbindung von Königsbrück an Dresden zu untersuchen. Derzeit verbinden Regionalzüge der Städtebahn Sachsen die Achse Königsbrück – Ottendorf-Okrilla – Hermsdorf mit Dresden. Sie verkehren im Zeitraum Montag bis Freitag im Stundentakt und werden südlich von Ottendorf-Okrilla von ca. 1.000 und nördlich von ca. 400 Fahrgästen frequentiert. Auf Grund der hohen Einwohner- und Arbeitsplatzdichte insbesondere in Ottendorf-Okrilla bestehen gute Chancen, durch ein verbessertes Angebot in diesem Korridor weitere Fahrgastpotenziale zu erreichen. Die Finanzierung der Kosten-Nutzen-Untersuchung erfolgt durch den VVO und die DVB AG. Sollte das Ergebnis für den Bau einer Stadtbahnverbindung sprechen, so sind Bau und Betriebsaufnahme bis 2019 möglich.

Der VVO setzt darüber hinaus gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen die weitere Ausweitung der KombiTickets fort. In den vergangenen Jahren konnten in diesem Segment bereits deutliche Zuwächse erzielt werden. Für immer mehr Nutzer von Sport- und Kulturveranstaltungen ist die Anreise mit Bus und Bahn bereits im Ticket inbegriffen. Wurden 2007 bei elf Veranstaltungen noch Einnahmen von 185.600 erzielt, so konnte die Zahl im vergangenen Jahr auf 28 Veranstaltungen gesteigert werden, die zu Mehreinnahmen von über zwei Millionen Euro führten.

Im Rahmen von Großveranstaltungen wie Konzerten, unter anderem Bon Jovi und Herbert Grönemeyer profitieren die Nutzer auch von einem verstärkten Angebot mit mehr Bussen und Bahnen. „Die KombiTickets unterstreichen die Rolle des Nahverkehrs. Wir verbessern durch mehr Angebote die Erreichbarkeit von Kultur- und Sportveranstaltungen und engagieren uns mit den Unternehmen für die Region. Viele Gelegenheitsnutzer können wir im Rahmen der Veranstaltungen die Vorteile des Nahverkehrs näher bringen“, unterstreicht Burkhard Ehlen. Für das Jahr 2012 wurden bisher 16 Verträge für Veranstaltungen von Konzernten bis hin zu Fachtagungen unterzeichnet.

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