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Ertastbarer und sprechender Stadtplan in Flensburg vorgestellt

02.11.11 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg

Im Flensburger Bahnhof wurde heute im Beisein vom Zweiten Bürgermeister Jochen Barckmann, den Projektbeteiligten und Vertretern von DB Station&Service AG ein Tastrelief des Flensburger Stadtplans enthüllt. An diesem Reliefplan können blinde Flensburg-Besucher allein oder mit ihrer sehenden Begleitung sich ein Bild von Deutschlands nördlichster Stadt verschaffen. Aber auch für Einheimische ist dies ein nützliches Orientierungs- und Informationsmittel.

Dieser Stadtplan weist eine weitere Besonderheit auf. Er ist mit 70 gut fühlbaren runden Marken versehen, die es in sich haben. Die darin enthaltenen sog. RFID-Chips können einen dafür vorbereiteten Player dazu bringen, Informationen über das jeweilige Objekt vorzuspielen. Derzeit ist ein Typ von Abspielgeräten dafür geeignet, der unter blinden Hörbuchnutzern recht weit verbreitete MS312 einer Schweizer Firma. Die entsprechenden Dateien können Interessierte kostenlos herunterladen von www.andersicht.net.

„Objekte zum Sprechen zu bringen, ist eine Hauptlinie unserer Arbeit“, sagte

Dr. Jürgen Trinkus, der Vorsitzende des Vereins Andersicht – Kompetenz für hör- und tastsinnige Projektarbeit. „Unsere Aktivitäten reichen von Speisekarten bis zu ganzen Ausstellungen. Der Idealzustand ist für uns erst erreicht, wenn so ein Tastmodell bei Berührung bestimmter Punkte spricht, ohne dass man dafür erst irgendwelche Geräte mit sich führen muss. Wir arbeiten daran.“

Tastbare Modelle und Reliefdarstellungen machen es möglich, Bilder und räumliche Zusammenhänge über die Hände in den Kopf zu holen. Dies ist eines der Themen, für die sich der Verein „Andersicht e. V. – Kompetenz für hör- und tastsinnige Projektarbeit“ einsetzt.

In einer Werkstatt in Harrislee entstand aus digitalen Plänen das handfeste und attraktive Modell. Durch Airbrush-Technik bekamen die 3-D-Produktionen eine ansehnliche und auch den Händen schmeichelnde Oberflächenveredelung.

Jochen Barckmann freut sich, dass Flensburg nun auch für Sehbehinderte erlebbarer wird. „Ich bin dankbar, dass wir mit dem Bahnhof auch einen prominenten Platz gefunden haben, der den Sehbehinderten gleich nach ihrer Ankunft einen Eindruck von unserer schönen Stadt ermöglicht.“

Den Standort für das Flensburger Stadtrelief hat die DB Station&Service GmbH bereit gestellt. Aus Sicht des Behindertenbeauftragten der Stadt Flensburg ist dieser neuartige Stadtplan ein wichtiger Beitrag zu einer Stadt für alle. Für „die Andersichtigen“ ist er ein Pilotprojekt. Sie hoffen auf weitere Städte und Bahnhöfe.

Ulrich Demmer, der Leiter des Bahnhofsmanagements Kiel, begrüßt die Maßnahme im Bahnhof Flensburg und wünscht sich, dass die Bahnhöfe auf diese Art und Weise sich zu Kommunikations- und Informationsdrehscheiben für mobilitätseingeschränkte – und in diesem Falle für sehgeschädigte Mitmenschen und Reisende -weiterentwickeln

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