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Deutsche Bahn vergibt Rahmenvertrag für 400 Elektrotriebzüge an Stadler, Alstom und CAF

06.11.11 (Allgemein) Autor:Sven Steinke

Im europäischen Amtsblatt hat die Deutsche Bahn die Vergabe eines Rahmenvertrages mit bis zu 400 elektrischen Triebzügen für den Nahverkehr bekannt gegeben. Den Zuschlag erhielten der Schweizer Zughersteller Stadler Rail, das französische Unternehmen Alstom und der spanische Fahrzeugbauer Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles kurz CAF. Die neue Rahmenvereinbarung löst die bisherige Vereinbarung zwischen Deutscher Bahn und Bombardier Transportation über 321 Talent 2 Triebzüge ab.

Die 400 neuen und 160 Km/h schnellen Triebzüge sollen zwischen 90 und 350 Sitzplätze besitzen und erst nach der Zuschlagserteilung in entsprechenden Ausschreibungsverfahren abgerufen werden. Der Einsatz ist dabei in Deutschland und anderen europäischen Ländern vorgesehen.

Die Deutsche Bahn scheint aus dem aktuellen Desaster der Talent 2 Triebzüge gelernt zu haben. So wurden gleich drei Fahrzeughersteller in die Vereinbarung aufgenommen, wodurch das Unternehmen nicht mehr von einem Hersteller abhängig ist. Mit der im Jahr 2007 unter dem alten Bahnchef Hartmut Mehdorn geschlossenen Rahmenvereinbarung erhoffte man sich durch die hohe Stückzahl eines Zugtyps Synergieeffekte bei der Wartung und höhere Preisnachlässe. Der geringste Anschaffungs- und Betriebskostenpreis pro Sitzplatz brachte Bombardier letztendlich den Zuschlag.

Obwohl die neuen Züge bereits im Dezember 2009 an der Mosel zwischen Koblenz und Perl sowie zwischen Leipzig und Cottbus zum Einsatz kommen sollten, stehen diese fast zwei Jahre später noch immer auf Abstellgleisen rund um Berlin. Zwar hat ein Teil der vierteiligen Fahrzeuge vor wenigen Tagen die uneingeschränkte Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt (EBA) erhalten. Doch nach Angaben der Deutschen Bahn seien noch nicht alle Modalitäten geklärt außerdem müsse das Personal noch für die neuen Fahrzeuge geschult werden.

Über die Ursachen der Lieferungsverzögerung bei aktuell mehr als 80 Fahrzeugen wollen Bahn, Hersteller und EBA keine genauen Angaben machen. Stattdessen schieben sie sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Während Bombardier angibt das geänderte Normen und Vorgaben während des Produktionsprozesses zu den Verzögerungen geführt haben, heißt es vom Eisenbahnbundesamt, dass die Änderungen bereits frühzeitig bekannt gegeben wurden. Die Deutsche Bahn kritisierte derweilen mehrfach die deutsche Bahnindustrie für die nicht Einhaltung von Lieferfristen und ihre unzuverlässigen Produkte, die allerdings nach den Vorgaben der Deutschen Bahn gefertigt wurden.

Gleichzeitig müssen Bahnreisende auf etlichen Linien im Bundesgebiet mit Ersatzzügen vorlieb nehmen. Häufig kommen dabei ehemalige Silberlinge zum Einsatz die in den Punkten Barrierefreiheit und Ausstattung nicht mehr den geforderten Standards entsprechen. Auf einigen Linien wie denen der S-Bahn Nürnberg oder dem Rhein-Sieg-Express kommt es derweilen immer wieder zu Verzögerungen, weil die Ersatzzüge häufig nicht so gut beschleunigen und nicht so schnell abgefertigt werden können, wie es mit den neuen Triebzügen möglich wäre.

Auch gezeigt hat sich, dass die Festlegung auf einen bestimmten Fahrzeugtypen unvorteilhaft ist. So erhielt DB Regio in einigen Ausschreibungsverfahren nicht den Zuschlag, weil man mit dem Talent 2 einen weiteren Mittelwagen gegenüber anderen Fahrzeugtypen brauchte um die geforderten Sitzplatzkapazitäten der Aufgabenträger anbieten zu können. Mit der neuen Rahmenvereinbarung hat man mehr Auswahl und kann das günstigste Fahrzeug für das jeweilige Vergabenetz auswählen.

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