Bahn mit neuer Stuttgart21-Kampagne
05.06.10 (Allgemein) Autor:Jürgen Eikelberg
Die Stuttgarter Agentur „Die Crew AG“ wird in den nächsten drei Monaten die Federführung bei einer neuen Informationskampagne für Stuttgart 21 haben. Zentrale Aussage ist der Slogan „die guten Argumente überwiegen“. Gerhard Mutter, Chef der Crew AG, will „mit der Kampagne in der Stadt zu einer weniger konfrontativen Stimmung“ beitragen. „Es kursieren viele Halbwahrheiten und Vermutungen, über die wir aufklären wollen. Zudem wissen viele Bürger nur sehr wenig über Stuttgart 21. Dieses Informationsdefizit wollen wir beseitigen. “
Im Moment wird das Kampagnenmaterial aktualisiert. Broschüren werden überarbeitet und neue Flugblätter erstellt. Ab sofort wird in loser Reihenfolge die Publikation Dialog21 erscheinen. Die erste Ausgabe wird am 5. Juni an alle Stuttgarter Haushalte verteilt, die kein Werbeverbotsschild am Briefkasten haben. Sie wird zudem im Turmforum und im Stuttgarter Rathaus ausliegen.
Zur drohenden Bauzeitverlängerung äußert man sich nicht. Bereits der Baubeginn soll sich dem Vernehmen nach um ein Jahr verzögern, bereits der erste der 18 „signaltechnischen Bauzustände“ dauerte sieben Monate länger als geplant. Zeit, die angeblich im zweiten Bauzustand aufgeholt worden sei. Ein Insider sprach davon, daß derzeit lediglich offen sei, ob zuerst die Bahn oder zuerst die Bauunternehmen „die weiße Flagge hissen“.
Zu einem größeren Problem hat sich noch niemand geäußert: Bedingt durch die geringere Gleisanzahl wird es auch weniger Abstellmöglichkeiten geben als bisher. Unabhängig von der Situation des „Schönwetterbahnhofes“, auf dem Insider einen vollständigen Verkehrszusammenbruch schon bei relativ kleinen Unregelmäßigkeiten befürchten, gibt es noch ein anderes Problem: Es werden mehr Fernzuggarnituren im Stuttgarter Umland übernachten müssen.
Probleme, wie zuletzt in Tübingen, werden dabei in den Baden-Württemberger Mittelzentren häufiger auftreten: Einzelne Tagesrandlagenfernzüge, die spät abends ankommen und noch vor dem ersten Hahnenschrei wieder losfahren, werden bestimmte Bahnhöfe zu Fernzughalten machen. Dadurch steht zu befürchten, daß wiederum die Stationsgebühren steigen.
Im Fall Tübingen sind es rund 400.000 Euro im Jahr, die die Aufgabenträger für ihre Regionalzüge zusätzlich bezahlen müssen, weil einige Bahnhöfe (dank eines InterCity-Zugpaares) zu Fernzughalten hochgestuft worden sind. Zu dieser Problematik gibt es keine Stellungnahme. Auch eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Alternativkonzept „Kopfbahnhof 21“, das der Verkehrsclub Deutschland e.V. vorgelegt hat, findet nicht statt.
Bilder: Deutsche Bahn AG