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SBB stellt neue Führerstandstechnik vor

12.07.23 (Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld

Die Lokführer der SBB werden bei ihrer Arbeit von einem neuen Instrument unterstützt: Auf einen Blick sehen sie dank einer neuen Anzeige im Führerstand die Pünktlichkeit ihres Zuges und steuern damit die Züge sekundengenau im eng getakteten Fahrplan. Das ist auch gut für die Energieeffizienz. Heute erreichen rund 93 von 100 Zügen ihr Ziel pünktlich, das heißt mit einer Verspätung von maximal drei Minuten.

Im Hintergrund wird ein sekundengenauer Fahrplan für eine optimale Ausnützung der Trassen gerechnet – je präziser die Züge diesem Fahrplan folgen, desto stabiler und pünktlicher ist der gesamte Bahnverkehr. Weil die Zugdichte auf dem Schienennetz weiterhin zunehmen wird, steigen die Anforderungen an die Pünktlichkeit und Präzision im Bahnbetrieb. Mit der Pünktlichkeitsanzeige erhält das Lokpersonal ein neues Instrument, das sie bei der Einhaltung des Fahrplans optimal unterstützt.

Neu sehen die Lokführerinnen und Lokführer die Abweichung ihres Zuges gegenüber dem Fahrplan sekundengenau. Damit wird eine präzise Umsetzung des konfliktfrei geplanten Fahrplans ermöglicht. Der Lösungsansatz der neuen Anzeige basiert auf einer optimalen Verbindung von Mensch und Technik. Die Handlungskompetenz des Menschen bleibt erhalten, denn die Technik stößt in der Realität immer wieder an ihre Grenzen.

Nicht im Voraus berechnen lässt sich der Einfluss des Wetters etwa bei Regen, die Dauer des Fahrgastwechsels an einem Bahnhof oder technische Störungen. Das System berechnet ein optimales Fahrprofil für jeden Zug. Das Lokpersonal kann vor der Abfahrt die optimale Fahrstrategie wählen, um sich im Bahnverkehr konfliktfrei einzufügen. Während der Fahrt liefert die Pünktlichkeitsanzeige bei jedem Hauptsignal sekundengenaue Angaben und unterstützt das Lokpersonal.

Sorgt etwa Regen auf den Schienen für eine langsamere Beschleunigung, ist eine rasche Korrektur möglich. Die SBB hat die neue Pünktlichkeitsanzeige im Führerstand im April 2023 eingeführt. Für umfassende Auswertungen ist es noch zu früh. Die ersten Messungen zeigen allerdings einen klaren Trend zu weiteren Verbesserungen der Pünktlichkeit.

Die Pünktlichkeitsanzeige wurde über ein Jahr lang getestet und funktioniert ohne Probleme. Die Rückmeldungen des Lokpersonals sind durchwegs positiv. Kleine Verbesserungspotenziale wurden bereits erkannt und werden in den nächsten Monaten umgesetzt. Pünktlichkeit ist die DNA der SBB, es gilt aber auch: Je pünktlicher die Züge fahren, desto weniger Energie brauchen sie. Am energieintensivsten ist das Beschleunigen eines Zuges auf die erforderliche Geschwindigkeit.

Je mehr unnötiges Bremsen vermieden wird, desto positiver wirkt sich das auf den Energieverbrauch aus. Ein besserer Fluss der Züge wird nur erreicht, wenn der Bahnverkehr als Gesamtes optimiert wird, und nicht nur einzelne Züge. Dieser Anspruch wurde mit den Fahrassistenz-Systemen erreicht. Insgesamt wurden rund 400.000 Franken in das neue System investiert.

Foto: hpgruesen

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