DB AG beendet Schwelleninspektion
26.08.22 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld
Das umfangreiche Inspektionsprogramm der Deutschen Bahn (DB) bei Betonschwellen im Schienennetz steht vor dem Abschluss. Seit Juli prüfen Experten des Konzerns bundesweit rund 200.000 Schwellen eines bestimmten Bautyps und Herstellers. Ende August werden die Inspektionen beendet sein. Die Arbeiten erfolgen vorsorglich, da im Zusammenhang mit dem Unfall bei Garmisch-Partenkirchen am 3. Juni auch Schwellen eines bestimmten Bautyps von den ermittelnden Behörden geprüft werden.
Auch wenn die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind und die Unfallursache noch nicht feststeht, hat die DB AG vorsorglich entschieden, baugleiche Schwellen im Netz zu untersuchen. Erste vorläufige Erkenntnisse aus technischen Gutachten unabhängiger Prüfinstitute legen nun den Verdacht nahe, dass ein Herstellerfehler vorliegt: Die Schwellen weisen teilweise Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit auf.
Überall dort, wo die Experten Auffälligkeiten entdeckt haben, wurde umgehend reagiert. In den meisten Fällen, überall wo nötig, fahren die Züge langsamer über die betroffenen Schwellen. Vereinzelt musste die DB AG auch Streckenabschnitte sperren. Fahrgäste und Güterverkehrskunden bekommen die Auswirkungen leider zu spüren: Umleitungen, längere Fahrzeiten oder auch Schienenersatzverkehr lassen sich durch die Arbeiten nicht vermeiden. Die DB bedauert die Einschränkungen für ihre Reisenden und Kund:innen sehr und bittet alle Betroffenen um Verständnis und Entschuldigung.
Aktuell gibt es in Folge der Untersuchungen an insgesamt rund 165 Stellen im Schienennetz Einschränkungen. Betroffen sind schwerpunktmäßig die Bundesländer Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die DB arbeitet intensiv daran, die Beeinträchtigungen für Fahrgäste und Güterverkehrskunden schnellstmöglich zu beseitigen. Auf ersten Strecken hat die DB die Schwellen bereits austauschen können, für rund neunzig Prozent der betroffenen Streckenabschnitte sind bereits konkrete Bautermine eingeplant.
Die Priorisierung der Arbeiten und Ersatzkonzepte werden mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen und Ländern eng abgestimmt. Ziel ist es, dass nahezu alle betroffenen Strecken bis Ende des Jahres wieder regulär befahrbar sind. Klar ist aber auch: Der Austausch der Schwellen wird sich teilweise bis in das kommende Jahr ziehen. Eine Taskforce der DB koordiniert die aktuell knappen Bauressourcen so, dass sie möglichst effektiv eingesetzt werden können.
Dabei haben zunächst die Strecken Priorität, die besonders hoch ausgelastet und für einen stabilen Fern-, Regional- und Güterverkehr im gesamten Netz von großer Bedeutung sind. Die notwendigen Materialien stehen zur Verfügung: Auch in Zeiten von Materialknappheit ist es der DB gelungen, ausreichend neue Schwellen am Markt zu sichern. Der entstandene Schaden lässt sich derzeit noch nicht konkret beziffern. Die DB AG geht von einem dreistelligen Millionenbetrag aus.
Foto: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben