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Homeoffice und die Auswirkungen auf den SPNV

11.11.21 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Noch vor zwei Jahren war die Arbeit von Zuhause eine Randerscheinung, im Rahmen der Corona-Pandemie wurde sie ab 2020 etwas alltägliches. In diesem Jahr hat der Gesetzgeber die Arbeitgeber verpflichtet, ihren Beschäftigten zwischen April und Juni 2021 grundsätzlich Homeoffice anzubieten und diese das Angebot auch annehmen mussten. Seit der Aufhebung dieser Pflicht besteht Unsicherheit, wie sich die Homeoffice-Quote nach Ende der Pandemie entwickeln wird – auch deshalb, weil die Perspektiven von Unternehmen und Beschäftigten nicht deckungsgleich sind.

Aktuelle Befragungen unterstreichen, dass die Unternehmen perspektivisch eine Senkung der Homeoffice-Quote anstreben, gleichzeitig aber trotzdem an flexiblen Arbeitsmodellen festhalten wollen. „Viele Unternehmen mussten zunächst gezwungenermaßen die Arbeit von zuhause akzeptieren. Mit zunehmender Dauer der Pandemie verfestigt sich jedoch der Eindruck, dass mit dem Homeoffice viele Vorteile verbunden sind. Gleiches gilt für die Beschäftigten im Homeoffice selbst. Die Herausforderung wird zukünftig darin bestehen, die richtige Balance zu finden zwischen Arbeit an der Arbeitsstelle und zuhause“, betont Johannes Hercher, Vorstand der Rogator AG und Co-Autor der Studie OpinionTRAIN.

Über die drei Untersuchungswellen der Studie OpinionTRAIN hinweg zeigt sich eine gewisse Normalisierung der Arbeitssituation. Gaben in der ersten Befragung im April und Mai 2020, also zur Zeit des ersten Lockdowns, nur 55 % der Beschäftigten in Deutschland an, dass sie regulär ihrer Arbeit nach wie vor nachgehen, sind dies im August und September 2021 ca. 76 % der Beschäftigten – in Schweden sind dies nur 60 %.

In der Gegenbewegung erhält das Statement „Ich arbeite häufiger / komplett von zuhause“ eine tendenziell abnehmende Zustimmung (in Deutschland aktuell 18 % vs. 24 % zu Beginn des ersten Lockdowns). Im September 2021 werden in Deutschland im Mittel 27 % der Arbeitstage im Homeoffice geleistet (auch dieser Wert ist rückläufig – er betrug im November 2020 noch 36 %). In der Schweiz (32 %) und in Schweden (37 %) liegen die Homeoffice-Quoten deutlich höher. Für die Beschäftigten in Schweden ergeben sich insgesamt die geringsten Senkungen der Homeoffice-Quote im Zeitverlauf.

Während sich das Niveau der Homeoffice-Tätigkeit in den vergangenen Monaten nach unten verschiebt, bleibt das Ranking der Branchen relativ stabil. Mehr als 50 % der Arbeitstage der Beschäftigten im Bereich IT, Medien & Kommunikation entfallen auf zuhause, im Bereich Handel & Konsumgüter sind dies nur 12 %. Neben der Beschreibung der aktuellen und zukünftig erwarteten Arbeitsorganisation wurden die Studienteilnehmer gefragt, wie eine aus ihrer Sicht ideale Aufteilung der Arbeitswoche zwischen Arbeitsplatz und Homeoffice aussähe (unabhängig davon, ob der Arbeitsgeber dies erlaubt).

Das Ergebnis: Freitag und Montag sind die am stärksten präferierten Wochentage für die Arbeit im Homeoffice. Die gewünschte Homeoffice-Quote ist positiv korreliert mit der aktuellen Arbeit von zuhause. Befragte ohne Arbeit im Homeoffice kommen auf 18 % (knapp ein Tag in der Woche), Befragte mit 1-50 % Homeoffice-Tätigkeit erreichen 47 % (2,4 Tage in der Woche) und Befragte mit 51+ % Homeoffice-Tätigkeit kommen auf 73 % (3,6 Tage in der Woche). Im Mittel wünschen sich die Beschäftigten in Deutschland knapp 2 Arbeitstage einer Regelarbeitswoche im Homeoffice (37 %). Freitag ist der Wochentag, den sich die meisten Beschäftigten als Homeoffice-Tag wünschen (50 %).

„Wenn das Homeoffice – insbesondere in größeren Wohnorten – zum New Normal wird, ergeben sich vielfältige Konsequenzen für unterschiedliche Wirtschaftsbereiche, zum Beispiel Mobilität und Stadtverkehr, Volumen an Geschäftsreisen, Einkauf in der Stadt, Tourismus, Nutzung von Büroflächen, Human Ressource Management oder die Immobiliennachfrage allgemein. Die Arbeit von zuhause wird bleiben, wo Arbeitsplätze während der Corona-Pandemie per Homeoffice funktioniert und die Beschäftigten die neue Arbeitsweise zu schätzen gelernt haben. Ebenso in Unternehmen, die die neuen Chancen für ein verändertes Personalmarketing erkannt haben und sich neben Produktivitäts- auch Kostenvorteile durch ein effizienteres Organisieren von Büroflächen versprechen“, resümiert Prof. Dr. Andreas Krämer, CEO der exeo Strategic Consulting AG und Co-Autor der Studie OpinionTRAIN. Für die Studie wurden 2.500 Personen zwischen 18 und 80 Jahren repräsentativ befragt.

Siehe auch: Veränderungen annehmen und gestalten

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