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Abellio: Vergabeentscheidung am 9. Dezember

25.11.21 (go.Rheinland, Hessen, Nordrhein-Westfalen, NWL, Verkehrspolitik, VRR) Autor:Stefan Hennigfeld

Die bisherigen Verträge der Abellio Rail NRW GmbH werden zum 31. Januar kommenden Jahres beendet. Diese Entscheidung steht fest. Ab dem 1. Februar wird aber nicht zwingend ein anderes Unternehmen fahren, sondern auch Abellio kann sich an der Übergangsvergabe beteiligen und hat angekündigt, dies auch zu tun. Das gilt für alle Netze: Also die mit Herstellerwartung geführten Linien der S-Bahn Rhein-Ruhr und im Vorlaufbetrieb des Rhein-Ruhr-Express, aber auch für den Betrieb auf der Müngstener Brücke, das Ruhr-Sieg-Netz und das Elektronetz Niederrhein. Hier ist Abellio jeweils selbst für die Instandhaltung verantwortlich.

Auch im Falle einer Vergabe an einen anderen Marktakteur hat man angeboten, als Subunternehmern zur Verfügung zu stehen: Sei es in Volldienstleistungen oder etwa für die Wartungsarbeiten, soweit diese durch den Betreiber zu tätigen sind. Noch am vergangenen Montag haben zahlreiche Abellio-Mitarbeiter vor der VRR-Zentrale zu einer Kundgebung aufgerufen. Rund 1.080 Arbeitsplätze hat das Unternehmen und die betroffenen Angestellten wissen jetzt – wenige Wochen vor Weihnachten – nicht, wie es in Zukunft mit ihnen weitergehen wird.

Ein neuer Betreiber, so denn jemand anders als Abellio die Leistungen übernimmt, könnte kurzfristig das gesamte Fahrpersonal übernehmen. Das hieße, dass die Züge in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar nächsten Jahres umgelabelt würden und dann nicht mehr unter dem Namen Abellio fahren, aber der Fahrplan davon nicht betroffen wäre. Die Angestellten würden an diesem Tag den Arbeitgeber wechseln, sodass auch hier keine Auswirkungen spürbar sein dürften.

Auf der anderen Seite droht dennoch ein Exodus des Personals, weil Eisenbahner gesucht sind und auch auf anderen Netzen langfristige Sicherheiten geboten werden. Das gilt analog auch für den Werkstattstandort in Hagen-Eckesey. Die Mechatroniker sind gesuchte Leute, sodass ein vorzeitiger Exodus drohen könnte, wenn es zu einer ungeordneten Betriebsübergabe käme. In einer Stellungnahme von Abellio heißt es zudem, dass man „derzeit Bestellungen bzw. Beauftragungen, die eine Laufweite über den 31. Januar 2022 und damit über den zwischen den Aufgabenträgern und Abellio in den Fortführungsvereinbarungen festgesetzten Zeitraum haben“, nicht auslösen könne.

Weiter heißt es: „Die Nichtauslösung dieser Bestellungen bzw. Beauftragungen kann zu Beeinträchtigungen im weiteren Geschäftsbetrieb bis hin zu Stillständen von Fahrzeugen in der Zukunft führen, da beispielsweise Wartungen von Fahrzeugen, die jetzt zu beauftragen sind, sodann nicht rechtzeitig erfolgen können. Dieses Thema sollte in jedem Fall kurzfristig gemeinsam gelöst werden.“

Ganz offensichtlich droht also ein harter Übergang, insbesondere dann, wenn es keine Regelungen zwischen Abellio und einem möglicherweise neuen Betreiber geben könnte. Hohen Respekt vor den betroffenen Mitarbeitern und deren Arbeit hat man auch bei den Aufgabenträgern.

„Wir sehen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Abellio in dieser schon seit Monaten belastenden Situation ihr Bestes geben und hervorragende Arbeit leisten“, sagt Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL. „Uns ist es daher umso wichtiger, diesen hochqualifizierten Fachkräften zu sagen, dass sie mit ihren Fähigkeiten auch in Zukunft gebraucht werden, um die Verkehre auf den derzeit von Abellio betriebenen Linien weiterhin in hoher Qualität zu sichern.“

Tatsächlich war Abellio in den letzten Jahren immer wieder Qualitätsführer im SPNV zwischen Rhein und Weser. Bei Abellio waren die Fahrgäste stets zufrieden. Dennoch befindet sich der gesamte deutsche Abellio-Konzern seit dem Sommer in einem Schutzschirmverfahren. In einer Pressemeldung des Unternehmens heißt es: „Die Gläubigerversammlungen der einzelnen Abellio-Gesellschaften sprachen am 10. November der Geschäftsführung mit deutlichem Votum das Vertrauen aus und bestätigten jeweils das Verfahren in Eigenverwaltung.

Die Eigenverwaltung wurde von der Gesamtheit der Gläubiger beauftragt, für die einzelnen Gesellschaften in Mitteldeutschland und Baden-Württemberg sowie für die Westfalenbahn und die PTS GmbH entsprechende Sanierungspläne auszuarbeiten, dass die Verfahren für diese sanierten Unternehmen zügig beendet werden können.“ In Baden-Württemberg wird die SWEG die Leistungen übernehmen, für die Westfalenbahn und in Mitteldeutschland wurden langfristige Lösungen mit Verkehrsverträgen bis 2030 gefunden.

Siehe auch: Die Parodie eines Wirtschaftskrimis

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