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Österreich bleibt Bahnland Nummer 1

06.05.21 (Österreich) Autor:Stefan Hennigfeld

Auch im Jahr 2019 – neuere Zahlen liegen noch nicht vor – bleibt Österreich das Bahnland Nummer Eins unter den EU-Mitgliedsstaaten. Die Betonung auf die EU ist deshalb so wichtig, weil im Nicht-EU-Land Schweiz ebenfalls ein hoher Eisenbahnanteil ist und die Schweiz vielfach als Vorbild für andere Staaten gilt. Der neunte IRG-Rail Marktbericht bestätigt diesen mittlerweile langjährigen Trend und zeigt die Dynamik des Eisenbahnmarktes.

Der nun erschienene Bericht stellt neben den Entwicklungen des Jahres 2019 auch die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf den europäischen Schienenverkehrsmarkt im ersten Halbjahr 2020 dar und beleuchtet die wichtigsten Maßnahmen der Staaten und der jeweiligen Verkehrsbehörden zur Bewältigung der Pandemie“, so Maria-Theresia Röhsler, Geschäftsführerin der Schienen-Control GmbH (SCG), anlässlich der Veröffentlichung des neunten Marktberichts von IRG-Rail.

Maria-Theresia Röhsler hat zum 1. Januar 2021 den Vorsitz der Independent Regulators Group-Rail (IRG-Rail) übernommen. IRG-Rail wurde 2011 in Den Haag von 15 europäischen Eisenbahn-Regulierungsbehörden gegründet. Damit fällt sowohl das zehnjährige Jubiläum des Regulatoren-Dachverbandes als auch das Europäische Jahr der Schiene in die Periode des Vorsitzes der Schienen-Control. Mittlerweile ist die Mitgliederzahl des Netzwerks auf 31 Regulierungsbehörden angestiegen.

Ziel ist es, die Kooperation zwischen den Regulierungsbehörden weiter zu stärken und die Schaffung eines einheitlichen, wettbewerbsfähigen, effizienten und nachhaltigen Eisenbahnmarktes in Europa voranzutreiben. Der jährliche Marktbericht bietet einen Überblick über die Entwicklungen sowie die wirtschaftlichen Bedingungen im Eisenbahnsektor. Er ermöglicht somit die kontinuierliche Beobachtung des Eisenbahnmarktes und liefert auch Hinweise auf dessen Wettbewerbsfähigkeit.

Seit dem Jahr 2011 verzeichnet Österreich einen kontinuierlichen Anstieg der durchschnittlich pro Jahr und Einwohner zurückgelegten Bahnkilometer. Dies setzt sich gemäß aktuellem Bericht fort: 2019 legte statistisch betrachtet jede Österreicherin bzw. jeder Österreicher 1.507 Kilometer (2018: 1.502 Kilometer) mit der Bahn zurück. Damit bleibt Österreich unverändert Bahnfahrland Nummer Eins unter den EU-Mitgliedstaaten.

Dahinter liegen Frankreich mit 1.442 Kilometern (2018: 1.373 Kilometer) und Schweden mit 1.415 Kilometern (2018: 1.324 Kilometer), gefolgt von Deutschland, den Niederlanden und Dänemark. Hintergrund dieser erfreulichen Entwicklung ist die in Österreich im Jahr 2019 neuerlich erreichte Rekordzahl an Passagieren (316,4 Millionen) und ein damit einhergehendes (gegenüber 2018 jedoch abgeschwächtes) Wachstum der Personenkilometer von 0,8 Prozent.

Diese Zuwächse sind auf die massive Ausweitung des Angebots im Nahverkehr (insbesondere in der Ostregion) zurückzuführen. 2019 wurden im europäischen Schienengüterverkehr in Summe rund 460 Milliarden Nettotonnenkilometer erbracht, gegenüber 2018 bedeutet das einen Rückgang von knapp 2,1 Prozent. Den größten Anteil am Gesamtvolumen hatte unverändert der deutsche Markt, der alleine 128,7 Milliarden Nettotonnenkilometer (und somit 28 Prozent der europäischen Verkehrsleistung) verzeichnete.

Dahinter folgen das traditionell schienengüterverkehrsaffine Polen mit 55,9 Milliarden und Frankreich mit 31,8 Milliarden Nettotonnenkilometern. Hinter Italien (mit 25,9 Milliarden) liegt Österreich mit 23,2 Milliarden Nettotonnenkilometern auf dem beachtlichen fünften Platz, der Güterverkehr hat hierzulande auch aufgrund der geografischen Lage und dem damit verbundenen Transitaufkommen eine hohe Bedeutung.

Allerdings gab es auch in Österreich von 2018 auf 2019 einen Rückgang der Verkehrsleistung um 2,3 Prozent. Die Gesamtbetrachtung Europas zeigt für 2019 folgendes Bild: 53 Prozent der Verkehrsleistung wurden vom jeweiligen heimischen Incumbent, d.h. dem (ehemaligen) Staatsbahnunternehmen, erbracht (Tendenz: fallend), 33 Prozent von der Gruppe der Privatgüterbahnen und 13 Prozent von der Summe ausländischer Incumbents.

Die Situation in Österreich weicht hier etwas ab: In Summe hatte der heimische Incumbent Rail Cargo Austria trotz ebenfalls rückläufiger Werte einen Marktanteil von über zwei Drittel (68 Prozent), während auf die Privatgüterbahnen 26 Prozent und auf die ausländischen Incumbents fünf Prozent entfielen. Im Güterverkehr also hat Österreich eine Wettbewerbsstruktur, anders als im Personenverkehr.

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