SBB: Rastatt als Chance nutzen
30.11.17 (Baden-Württemberg, Güterverkehr, Schweiz) Autor:Stefan Hennigfeld
Im Nachgang an die mehrwöchige Sperre zwischen dem 12. August und dem 2. Oktober in Rastatt ist der SBB und ihren Tochtergesellschaften ein Umsatzverlust von rund 26,5 Millionen Franken entstanden. Noch lässt sich nicht abschließend einschätzen, wieviele Kunden im Güter- und Personenverkehr längerfristig auf andere Verkehrsträger ausgewichen sind. Die SBB und die Deutsche Bahn übernehmen die Initiative zur Umsetzung gemeinsamer „Lessons Learned“ aus der Branche.
Ein besseres und international abgestimmtes Korridormanagement soll den Güterverkehr einfacher und zuverlässiger machen. In den vergangenen Wochen wurde von allen Beteiligten ein umfangreiches Feedback zur Streckensperrung eingeholt. Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge von Güterbahnen, Behörden, intermodalen Operateuren, Terminals und weiteren Betroffenen fließen in zahlreiche Arbeitsgruppen ein.
Diese erarbeiten konkrete Maßnahmen, die für künftige Krisen- oder Störungsfälle eine professionelle Zusammenarbeit gewährleisten sollen. Auf der einen Seite werden bestehende Aktionsplänen entschiedener umgesetzt und so das internationale Korridormanagement, die Baustellenkoordination und die betriebliche Zusammenarbeit an Grenzübergängen verbessert. Dadurch können die Wartezeiten für Güterverkehrsunternehmen auf der Nord–Süd-Route reduziert werden, diese betragen heute bis zu vier Stunden.
Daneben wird ein Störfallmanagement erarbeitet. Dieses soll 2018 der EU-Kommission vorgestellt werden. Basis eines schnellen Störfallmanagements sollen vorab abgestimmte Umleitungskataloge für die einzelnen Korridore bilden. Neben dem akuten Störfallmanagement arbeiten die Fachleute daran, die Rahmenbedingungen für eine flexiblere Produktion des internationalen Güterverkehrs zu schaffen. Dazu gehören beispielsweise, den Datenaustausch zu verbessern und die betrieblichen Sprachbarrieren für den Einsatz des Personals im Sektor zu überwinden.
Weitere Barrieren sind aktuell international unterschiedliche Handhabungen bei der Fahrzeugzulassung und bei der Streckenkunde der Lokführer. Ziel aller Maßnahmen muss sein, alle Kraft in den Aufbau eines europäischen interoperablen Eisenbahnsystems zu setzen und dafür einheitliche Regeln zu definieren. Bis zur Eröffnung des Ceneri-Basistunnels von Ende 2020 wollen die Bahnunternehmen die Effizienz und Zuverlässigkeit im Güterverkehr wesentlich steigern.
Die Logistikbranche ist in Zeiten der „Just-in-time-Produktion“ auf einen reibungslosen und international zuverlässigen Schienengüterverkehr angewiesen. Der Unterbruch sorgte für weiträumige und aufwendige Umleitungen von Gütern aber auch Reisende mussten erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Die SBB stand in engem Kontakt mit ihren Kunden und suchte und ermöglichte unkomplizierte Lösungen für die zahlreichen Bedürfnisse. So hatte die SBB Lokführer nach Frankreich geschickt, Lokführer vom Personen- im Güterverkehr eingesetzt und Baustellen verschoben.
Foto: Lothar Neumann