Eisenbahnjournal Zughalt.de

Nachrichten über Eisenbahn und öffentlichen Verkehr

Fernbusse: Fahrgäste sehen Netzlücken

09.06.15 (Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Das Vergleichsportal Fernbusse.de hat anhand der Nutzerabfragen festgestellt, in welchen Bereichen des Marktes es verstärkte Fahrgastwünsche nach mehr Kapazitäten oder auch zusätzlichen Direktverbindungen gibt. In den letzten sechs Monaten hat man diese Statistik analysiert und bietet Fernbusanbietern nun die Möglichkeit, ihre eigenen Fahrpläne nach den Verkehrsströmen auszurichten.

Grundsätzlich sind Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ob Fernbus, Stadtbus oder Schiene, immer beliebter, wenn sie umsteigefrei möglich sind. Im letzten halben Jahr wünschten sich die Nutzer des Vergleichsportals 611 spezifische Busverbindungen und 121 Haltestellen. Bei den gewünschten Haltestellen fiel der Name einer Stadt besonders häufig: Cottbus. Die zweitgrößte Stadt Brandenburgs wurde bisher noch nicht von Fernbussen angesteuert – ein Zustand, dem jüngst Abhilfe geschafft wurde. Bereits am 29. Mai 2015 hielt Cottbus Einzug in das Netz des Fernbus-Anbieters Postbus. Somit sind unter anderem Fahrten nach Düsseldorf, Berlin und Hamburg möglich.

Dasselbe gilt für Görlitz: Auch dort wünschten sich die Kunden eine Fernbus-Haltestelle – ein Wunsch, den Postbus kürzlich erfüllte. Neben den Wünschen nach Haltestellen deuteten auch jene nach spezifischen Busverbindungen auf ein ausbaufähiges Fernbus- Angebot in den neuen Bundesländern hin: Von den elf am häufigsten gefragten Linien verlaufen fünf in Ostdeutschland. Die Kunden beanstandeten das Fehlen der Verbindungen Erfurt-Magdeburg, Halle-Chemnitz, Dessau-Berlin und Berlin-Neubrandenburg.

Besonders oft fiel der Wunsch nach einer Linie von Leipzig nach Chemnitz. Betrachtet man die Länge der gewünschten Strecken, stellt man fest, dass sich ein Trend hin zu kürzeren Fahrten abzeichnet. So ist keine der elf Top-Verbindungen länger als 300 Kilometer. Im Durchschnitt ergab sich für die am häufigsten angefragten Strecken eine Länge von 176 Kilometern, was etwa zwei Stunden Fahrt entspricht. Auffällig ist außerdem, dass als Ziel zahlreicher Wunschstrecken Großstädte wie Berlin oder Stuttgart angegeben wurden, die weitläufig als Knotenpunkte im Fernbus-Netz und daher als gut angebunden gelten. Hier verdeutlicht sich auch die Nachfrage nach grenzüberschreitenden Verbindungen.

Von deutschen Metropolen aus möchten Reisende vor allem Städte in Österreich und der Schweiz per Fernbus erreichen. Häufig genannt wurden unter anderem Basel, Graz, Linz und Zürich. Geht es um deutsche Großstädte an sich, genügt ein Blick auf die Liste der 100 größten Städte der Bundesrepublik, um Lücken aufzuzeigen. 18 der 100 größten deutschen Städte sind noch nicht direkt mit dem Fernbus zu erreichen. Die drei einwohnerstärksten Städte ohne Fernbus-Haltestelle sind Gelsenkirchen, Mülheim an der Ruhr und Neuss – alle drei in Nordrhein-Westfalen, in unmittelbarer Nähe zu Städten mit eigenem Anschluss. Insgesamt ist in den kommenden Jahren mit einem umfassenden Netzausbau zu rechnen.

Kommentare sind geschlossen.