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Fahrgastaufkommen auf Wachstumskurs

13.04.15 (Allgemein) Autor:Stefan Hennigfeld

Im Jahr 2014 hat der ÖPNV in Deutschland insgesamt mehr als 11,1 Milliarden Fahrgastfahrten erbracht. Damit hat das Statistische Bundesamt die Rekordzahlen des VDV erneut nach oben korrigiert. Das hat zwei Gründe: Zum einen sind die VDV-Zahlen bezogen auf das vierte Quartal im Februar jeweils (sehr konservativ) hochgerechnet und zum anderen erfasst das Statistische Bundesamt auch solche Linien, die von nicht im VDV organisierten Unternehmen gefahren werden.

Seit 2004 (10,1 Milliarden Fahrgastfahrten) ist das jährliche Aufkommen stets gestiegen – jedoch gemeinsam mit dem Gesamtverkehrsaufkommen, sodass eine Verlagerung im Personenverkehr zugunsten des klassischen ÖPNV nicht stattfindet. 2014 stieg die Zahl im Vergleich zu 2013 um 0,6 Prozent. Der Schienenverkehr wuchs mit 2,1 Prozent im Eisenbahn- und 1,6 Prozent im Stadtbahnbereich besonders stark. Im Busverkehr ging die Zahl der Fahrgastfahrten um ein Prozent zurück. In den Fernzügen der Eisenbahn sank 2014 die Zahl der Reisenden gegenüber 2013 um 1,8 Prozent auf 129 Millionen. Diese negative Entwicklung wurde mitverursacht durch Verlagerungen zu den Fernbussen, streikbedingte Zugausfälle und wetterbedingte Zugausfälle zum Beispiel zu Pfingsten.

Dagegen hat sich der Boom im Linienfernverkehr mit Omnibussen fortgesetzt: Die Fahrgastzahlen dürften sich im Jahr 2014 mit 17 bis 19 Millionen mehr als verdoppelt haben. Jedoch war das Jahr 2013 von erheblichen Unwetterschäden auf der wichtigen Relation Rhein/Ruhr – Berlin betroffen, sodass auch hier die Grundlage relativ gering ist. Was das Statistische Bundesamt nicht erfassen kann ist, dass die Bahn auf den neuen Marktdruck reagiert: So ist seit einiger Zeit die WLAN-Nutzung in den Bahnhöfen für dreißig Minuten am Tag kostenlos und über das mobile Internet im Zug (was jahrelang angeblich aus technischen Gründen nicht umsetzbar war) wird wieder diskutiert, was in Bussen gang und gäbe ist.

Die DB AG reagiert zudem mit neuen IRE-Leistungen, um im Niedrigpreissektor ein eigenes Angebot fahren zu können. Sparpreise sind inzwischen einen Tag vor der Abfahrt verfügbar (nicht mehr drei), ab nächstem Jahr sogar eine Stunde vor der Abfahrt. Über die Kontigentierung lässt sich nichts sagen, da diese geheim ist, jedoch ist es erkennbar, dass günstige Sparpreise in höherem Maße vorhanden sind als noch vor einigen Jahren – die Eisenbahn profitiert also vom neuen Marktdruck durch den Fernbus. Sehr wahrscheinlich wird sich das in den kommenden Jahren niederschlagen, was man auch an den sehr optimistischen Prognosen der Deutschen Bahn sieht. Aktuell jedenfalls lässt sich sagen, dass das konventionelle ÖV-Angebot insgesamt gut dasteht. Inwieweit der Fernbus auch z.B. den Mitfahrzentralen geschadet hat, wird jedoch nicht erfasst, obwohl es sehr interessant zu wissen wäre. Hier werden die kommenden Jahre und die anstehende Entwicklung eine Menge Fragen beantworten, die aktuell noch offen bleiben.

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