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HKX-Mutter RDC meldet Autozugtrassen an

09.10.14 (Fernverkehr) Autor:Stefan Hennigfeld

Der Hamburg-Köln-Express, ein eigenwirtschaftliches SPFV-Angebot in Konkurrenz zur DB AG, hat sich in die Debatte um Autozüge eingeschaltet und eine Übernahme der Trassen, die die DB AG nicht mehr fahren will, bei DB Netz beantragt. Konkret geht es zunächst um den Autozug zwischen Westerland auf Sylt und dem Festlandbahnhof Niebüll. Die HKX-Mutter RDC hat im Verfahren zur Vergabe von langfristigen Rahmenverträgen entsprechende Anmeldungen eingereicht. Und zwar für einen durchgehenden Taktverkehr mit sehr hohen Trassenentgelten (sogenannte Takt- und Express-Personenverkehrstrassen), die nach den geltenden Regeln gegenüber anderen Anmeldungen vorrangig zu behandeln sind.

Da die Trassenpreise für die Expresstrassen besonders hoch sind und RDC eine deutliche Ausweitung des Verkehrs plant, werden bei Vergabe an RDC die Trasseneinnahmen der DB Netz AG für die Strecke erheblich steigen. DB Netz erhält so die notwendigen Mittel, um die Infrastruktur auf der Engpassstrecke Niebüll-Westerland mittel- und langfristig zu ertüchtigen und auszubauen. Streckenstörungen und Kapazitätsengpässe werden dann weitgehend beseitigt werden können. „RDC ist besorgt über den Niedergang des Nachtzug- und Autozugverkehrs der Staatsbahnen in Europa“, sagt Henry Posner, Chairman von RDC, zu den Beweggründen für das nach dem HKX wichtigste nächste Engagement von RDC in Deutschland. „Wir sehen darin aber auch Möglichkeiten für die eigene Geschäftsentwicklung.“ „Besonderes Entwicklungspotential hat zum Beispiel der Autoverkehr zur Insel Sylt“, so Hans Leister, General Director Passenger Services, Europe, bei RDC weiter. „Er kann in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren auf der Insel und an der Küste besser organisiert werden. Auch der lange geforderte Ausbau der Infrastruktur der Bundesschienenwege wird dafür notwendig und durch die hohen Trassenentgelte, die wir zu zahlen bereit sind, möglich sein.“

Ob jetzt von Seiten der DB AG Bewegung reinkommt, bleibt abzuwarten. Brisant an der Sache ist, dass man Expresstrassen angemeldet hat, die somit in jedem Fall auch die Trassenpreise für die DB-Züge in die Höhe treiben würden. Der Zeitplan für den Aufbau von „Autozug Sylt“ sieht zunächst die Sicherstellung der Fahrplantrassen im Verfahren für die Vergabe der Rahmenverträge mit DB Netz für die betreffenden Zugfahrten vor. Dabei müssen die Rahmenvertragsanträge der RDC mit den anderen Nutzern der Strecke abgestimmt werden. „Im Falle von Konflikten muss entweder eine einvernehmliche Lösung gefunden oder nach den Vorrangkriterien entschieden werden“, sagt Projektleiter Carsten Carstensen. „Nach Abschluss des Prüfverfahrens erfolgt die Unterzeichnung der Rahmenverträge im März 2015.“ Alle Entscheidungen zur Vergabe der Rahmenvertragskapazitäten werden von der Bundesnetzagentur als Regulierungsbehörde überwacht. Mit der in dieser Woche erschienenen Ankündigung kommt daher viel Bewegung in die Sache.

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