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Der Fahrplanwechsel steht an

12.12.13 (Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Das schöne am ÖV-Sektor ist, dass die Weihnachtspause im Prinzip schon kurz nach dem Fahrplanwechsel beginnt. Doch wenn man dieses Jahr, wie auch in der Vergangenheit, einmal näher rein guckt, dann gibt es großen Grund zur Sorge. Viele Betriebsaufnahmen funktionieren nicht so, wie es mal geplant war, teure Züge stehen ohne Zulassung herum und wenn vereinzelt Züge doch noch in letzter Minute ihre „Plakette“ gekriegt haben, dann mag das zwar glücklich sein, löst aber das grundsätzliche Problem nicht.

In der Vergangenheit habe ich an dieser Stelle gern mal darauf hingewiesen, dass die Auslieferungszeit anderer Investitionsgüter, auch wenn diese technisch anspruchsvoll sind, deutlich geringer ausfällt als bei Zügen. Wenn man die Zeit von der Bestellung bis zur Auslieferung mit bis zu 44 Monaten angibt, dann ist eine Frist erreicht, die man im Hinblick auf wirtschaftliche Vertretbarkeit nicht mehr verlängern kann. Wenn man bedenkt, dass ein Vergabeverfahren auch mal zwölf Monate und vielleicht sogar ein bisschen länger dauern kann, dann ist man bei bis zu fünf Jahren Vorlaufzeit für die Vergabe von Eisenbahnleistungen. Das ist bereits deutlich zu lang und macht das Geschäftsfehld nicht gerade attraktiver für mittelständische Unternehmen – die man aber braucht, damit sich der Eisenbahnmarkt in Deutschland nicht dauerhaft auf drei oder vier europäische Staatseisenbahnen beschränkt.

Dazu muss Verlässlichkeit her: Wenn eine Bauserie von zehn Zügen teilweise zugelassen wird und teilweise nicht, weil sich an irgendeinem Stichtag eine Norm verändert hat, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder, die Fahrzeuge sind nicht sicher, stellen also eine Gefahr dar, dann müssen sie alle unverzüglich von der Schiene, oder sie sind sicher, dann können sie auch zugelassen werden. Im neuen Jahr ist die Politik gefordert, hier eine erhebliche Entbürokratisierung zu machen. Alle reden von der Verkehrswende, aber die Eisenbahn macht sich zusehends lächerlich, weil man, so scheint es, nicht imstande ist, ein paar neue Züge anzuschaffen. Das Prinzip der Grundsteinlegung muss endlich auch für Eisenbahnfahrzeuge angewandt werden: Beim Baubeginn des Zuges kommen die dann gültigen Richtlinien zur Anwendung, ganz gleich, was sich im Anschluss noch ändert. Es sei denn, es gibt neue Erkenntnisse über echte Sicherheitsrisiken. Dann müssen aber auch die baugleichen, ein paar Wochen vorher problemlos zugelassenen Züge von der Schiene. In der Realität ist das die absolute Ausnahme.

Und dann muss man es schaffen, Züge über einen angemessenen Zeitraum nachbestellen zu können. Es kann doch nicht sein, dass Züge von 2008 mit Zügen von 2009 technisch nicht zueinander kompatibel sind. Im Moment ist es so, dass man zwar nicht für jede Linie, aber für (fast) jedes zu vergebene Netz eine eigene Unterbaureihe hat. Somit entstehen viele kleine Inselbetriebe und das ist nicht nur unwirtschaftlich, sondern auch im Hinblick auf eine mögliche Folgenutzung falsch. Das seit Jahren folgenlos diskutierte Handbuch Eisenbahnfahrzeuge ist dabei nur ein erster Schritt. Es muss sich aber insgesamt dringend was tun.

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