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Die Eisenbahn ist sicher

29.07.13 (Allgemein, Kommentar) Autor:Stefan Hennigfeld

Nach einem schweren Eisenbahnunfall, wie er sich vergangene Woche in Spanien ereignet hat, halten wir alle einen Moment inne und müssen uns sammeln. Eine solch spektakuläre Entgleisung, deren Verlauf moderner Geräte sei Dank sehr schnell ihren Weg ins Internet gefunden hat, schockiert die Menschen. Auch die Fahrgäste, die Tag für Tag mit dem Zug zur Arbeit oder zur Schule, zur Universität oder zur Ausbildung fahren, werden sich fragen, ob ein solcher Unfall auch in Deutschland passieren kann.

Vorweg: Definitiv nicht in einer so hohen Geschwindigkeit, denn ohne eingeschaltete LZB fährt der Zug nicht schneller als 160km/h und wenn sie eingeschaltet ist, bremst der Zug ab, sowie man die erlaubte Geschwindigkeit zu weit überschreitet. Da muss man sich dann schon die Frage stellen, ob in Spanien, wo man sich damit brüstet, gerade erst eine Infrastrukturoffensive für den SPFV abgeschlossen zu haben, nicht auf einem technischen Stand ist, der für die Ansprüche des europäischen Eisenbahnraumes zu gering ist. Natürlich ist es primär Sache der spanischen Behörden, dieses Unglück aufzuklären, aber eine funktionierende technische Zugsicherung verhindert so manches. Wobei es auch hier Diskussionen gegeben hat: PZB, LZB oder diverse Nachfolgetechnologien sind dafür ausgelegt, bei Fahrlässigkeit einzugreifen. Wenn der Triebfahrzeugführer ein Signal oder eine Geschwindigkeitstafel übersieht, dann greift die Technik ein und bremst den Zug.

Ohne dass dies jetzt einen direkten Bezug zum Fall in Spanien hätte, aber die Zugsicherung ist nicht dazu ausgelegt, im Falle von Vorsatz einzugreifen. Man kann sich aus jeder Überwachung mit dem entsprechenden Knopf freidrücken. Damit soll gewährleistet werden, dass im Falle einer defekten Leittechnik zumindest ein Notbetrieb gefahren werden kann. Wer einen schriftlichen Fahrbefehl vom Fahrdienstleiter erhält, der kann auch ohne Zwangsbremsung das Signal überfahren, wenn er die entsprechende Taste drückt: Indusi-frei, auch Befehlstaste genannt.

Das hat aber zur Folge, dass man auch mit einem Zug Amok fahren kann. Wenn man also einen Triebfahrzeugführer hat, der aufgrund massiver Selbstüberschätzung die Eisenbahn mit dem Nürburgring verwechselt, lässt sich das nicht technisch verhindern. Hier sind andere Mittel und Wege gefragt: Auch wenn es einen erheblichen Triebfahrzeugführermangel gibt, gilt es, die persönliche Eignung in ausführlicher Form festzustellen und das immer wieder. Damit ist nicht die Forderung nach einem Realschulabschluss gemeint, psychologische Tests, die man einfach bestehen muss, um weiter auf die Lok zu dürfen.

Worüber reden wir hier? Über Einzelpersonen, die einen Zug mit mehrere hundert Menschen und mehreren tausend PS fahren. Neben einer noch so guten Zugsicherung muss jemand, der diesem Beruf nachgeht, eine gefestigte Persönlichkeit sein. Doch allen Diskussionen zum Trotz: Die Zahl der Todesopfer, die bei dieses Unglück gefordert hat, sind gemessen an den Verkehrstoten sehr wenige. Ohne Trauerfälle gegeneinander aufrechnen zu wollen, aber die Eisenbahn ist und bleibt das sicherste Massenverkehrsmittel überhaupt.

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